Inhalt
Südafrika, 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid: Layla, eine Schwarze, lebt als alleinerziehende Mutter in Johannesburg. Frisch eingetreten in eine auf Lügendetektoren spezialisierte Firma, reist sie mit ihrem kleinen Sohn Kane zum Einstellungstest für neues Personal in einem weit entfernten Casino-Resort. Auf der nächtlichen Autofahrt überrollt sie einen auf der Straße schwer zu erkennenden Mann, einen Weißen. Nach dem vergeblichen Versuch, den zunächst noch schwer verletzt Lebenden ins Krankenhaus zu bringen, schafft sie den Leichnam des Verstorbenen beiseite, ohne sich der Polizei zu stellen. Der Junge wird zum stillen Beobachter, wie sich seine Mutter in einem Netz aus Lügen und Täuschungen verstrickt. Als sie im Einstellungsgespräch am Lügendetektor den einzigen weißen Bewerber, den attraktiven Eugene, vor sich hat, weiß Layla noch nicht, dass es sich bei dem Unfallopfer um Eugenes Vater handelt. Mit der aufkeimenden, unmöglichen Liebe wächst für sie die Gefahr, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Umsetzung
In ruhigen, zum Teil dokumentarisch wirkenden Bildern nimmt die Erzählung den/die Zuschauer/in mit auf die Spurensuche in einer Gesellschaft, in der häufig eingesetzte Lügendetektoren und florierende Sicherheitsindustrien beredter Ausdruck für fortbestehendes Misstrauen und tief sitzende Paranoia sind. Streckenweise mag der Plot um den Lügendetektor etwas plakativ und konstruiert wirken; atmosphärisch dicht erscheint in
Layla Fourie besonders im ersten Teil des Films ein aus dem Thriller-Genre bekanntes, hier freilich unkonventionell inszeniertes Grundgefühl von Angst, Schweigen und Verdrängung. Mit dem Eintreten der Figuren Eugenes und seiner Mutter entwickelt sich die Erzählung stärker zu einem psychologisch grundierten Thriller um Liebe, Schuld und Sühne mit bewusst langsam und transparent aufgelöstem Ende.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Mit älteren Schüler/innen dürfte es möglich sein, relevante thematische Bezüge und dramaturgische Merkmale zu erarbeiten. Auch wenn bzw. gerade weil das "Allgemeinwissen" um das Ende der Apartheid in groben Zügen bekannt ist, bedürfen die subtil in Story und visuelle Atmosphäre verwobenen politischen Kontexte der südafrikanischen Gegenwartsgesellschaft in jedem Falle der Vertiefung im Fachunterricht. Dabei fordert und ermöglicht das dramaturgische Konzept eigenständige Suchbewegungen nach Lüge und Wahrheit, für die innerhalb des Filmgeschehens stellvertretend der stumm beobachtende Junge steht. An der Titelheldin lässt sich die (Frage einer angemessenen) Darstellung der komplexen Figur eines "Täteropfers" analysieren, das nach einer schuldbeladenen Handlung, die mehr umfasst als den strafrechtlichen Tatbestand der Fahrerflucht, mit sich und anderen mühevoll koexistieren muss und will.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Reinhard Middel, 25.04.2013, Vision Kino 2013.