Inhalt
Bulgarien 1989: Stash, Gogo, Angel und B-Gum schlagen sich mit dem Verkauf illegal kopierter Pornovideos durch. Dann verliebt sich Stash in Becky, die Tochter eines korrupten, machtbessenen Funktionärs. Als die beiden zusammen mit Stashs Freunden nach Deutschland abhauen wollen, endet ihr Traum von einem gemeinsamen Leben in Freiheit, als Beckys Vater das Mädchen brutal aus dem Zug holt – nicht ohne Stash mit lebenslanger Haft zu drohen, sollte er versuchen, Becky jemals wieder zu sehen. Tatsächlich scheitern alle Versuche Stashs, Becky zu kontaktieren, während er sich in Deutschland in unterbezahlten Jobs abrackert. Bei seiner Rückkehr nach Bulgarien muss Stash feststellen, dass sich nicht nur das Land, sondern auch Becky sehr verändert hat. Alle Träume und Hoffnungen von Stash zerplatzen. Er hat nichts mehr zu verlieren – oder?
Umsetzung
Kalte, bläuliche Farben und karge Räume bestimmen durchgängig den Look des Films. An Menschlichkeit und Solidarität mangelt es nicht nur im kommunistischen, sondern auch im demokratischen Bulgarien und in Westdeutschland, das sich als Land der (Des-)Illusion statt als Land der Träume erweist. Szenen der drei Freunde in einem überfüllten, zugemüllten Wohnheim für Arbeitsimmigranten in Süddeutschland machen deutlich, dass Freiheit auch in einem freien Land eine Illusion sein kann. Schnitt und Musik treiben den Film voran, der sich trotzdem genügend Zeit nimmt, seine Charaktere differenziert zu zeichnen.
Tilt steht unbedingt auf der Seite seiner jugendlichen Rebellen – auch bei plötzlichen Gewaltausbrüchen – macht aber gleichzeitig deutlich, welcher Preis für ein unangepasstes Leben zu zahlen ist.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Tilt ist ein Film über junge Menschen innerhalb einer Gesellschaft, in der politischer und ökonomischer Wandel die Menschen zu teils schmerzhaften persönlichen Entscheidungen drängt und in der Kriminalität und Gewalt eine Option sind. Eine Gesellschaft, deren Machtstrukturen sich trotz des grundlegenden Wandels kaum geändert haben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund der Jahre des Umbruchs in Bulgarien erzählt
Tilt nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern von unausgefüllten, desillusionierten jungen Menschen, deren Leben nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Damit bietet er eine Fülle von Anknüpfungspunkten nicht nur für den Geschichtsunterricht, sondern auch in Sozialkunde oder Religion/Ethik. Der treibende Soundtrack, den übrigens der Vater des Regisseurs komponiert hat, eignet sich zudem für eine Analyse im Musikunterricht.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Sabine Genz, 23.04.2013, Vision Kino 2013.