Drei Brüder, drei Schicksale, drei vermurkste Kindheiten: Werner ist Grünen-Politiker und scheint im Erfolg zu schwimmen, Hans-Jörg ist Hilfsbibliothekar und sexsüchtig, Agnes wurde nach ihrer Geschlechtsumwandlung eine tragische Figur in der Zwischenwelt von Tag und Nacht. Als die Brüder zu ihrem Vater aufs Land fahren, kommt es zum Eklat, als Hans-Jörg den möglichen Missbrauch von Agnes durch den Vater erwähnt und einfach aus dem Auto steigt, während die beiden anderen beim Besuch auf Harmonie machen. Hinter der heilen Fassade bröckelt es. Werners Ehe steht vor dem Aus, Hans-Jörg folgt seinem Trieb und verliert den Job, Agnes trifft den Mann wieder, für den sie ihre sexuelle Identität aufgab. Das Leben aller ist im Umbruch. – Oskar Roehler erzählt eine Familiengeschichte der bösen Art. Am Beispiel der drei Brüder auf dem Weg zum Glück versucht er eine Zustandsbeschreibung dieser Republik, in der so ziemlich alle Werte in Frage gestellt werden. Nach knapp zwei Kinostunden voller seelischer Entblößung, Beziehungstheater, sexuellen Obsessionen, Krankheit, Tod und Mord ist jegliche Illusion begraben. Roehler begibt sich dabei nicht in die Tiefen deutscher Schwermut, sondern verpackt die Mischung aus Melodram, Parodie, Satire und Realismus in eine fast graziös zu nennende Leichtigkeit und lässt es auch an beißender Situationskomik nicht fehlen.
Autor/in: Margret Köhler, 01.10.2004