Pharao Ptolemaios, einstiger Feldherr Alexanders des Großen, diktiert einem Schreiber in Ägypten die Lebensgeschichte eines Weltenherrschers, der zwischen antiken Göttersagen und familiären Traumata zerrissen war. Seine Erzählung beginnt mit Alexanders Kindheit. Mutter Olympias beschwört Alexanders überirdische Abstammung und bereitet ihn auf eine intrigenreiche Machtergreifung vor. Der Vater, König Philipp, bringt dem "Bastard" nicht die erhoffte Anerkennung entgegen und lehnt ihn als Nachfolger ab. Doch Philipp wird ermordet und Alexander König der Makedonier. In der Schlacht von Gaugamela besiegt der mittlerweile 22-Jährige trotz kleinem Heer den Perserkönig Dareios. Nach seinem Triumphzug durch Babylon stößt er mit seiner Armee nach Baktrien vor. Dort heiratet er die baktrische Prinzessin Roxane. Einen letzten großen Sieg erringt er schwer verletzt im Dschungel des indischen Pandschab. Nach Babylon zurückgekehrt, betrübt ihn der Tod seines geliebten Heerführers Hephaistion zu Tode. Alexander stirbt im Alter von 32 Jahren. – Mit seinen exakt recherchierten Filmen über John F. Kennedy und Richard Nixon profilierte sich Oliver Stone für das Genre des Politfilms. Auch die Geschichte von Alexander dem Großen (356-323 v. Chr.) will er historisch genau mit original rekonstruierten Kostümen und Kriegswaffen erzählen. Die imposante Ausstattung seines Monumentalfilms täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Überlieferungen zu Alexanders Leben nur dürftig sind, selbst wenn sich Stone auf die 1972 erschienene, seriös wirkende Biografie des Historikers Robin Lane Fox stützt. Bisweilen räumt das Drehbuch zwar offen Leerstellen ein, so zum Beispiel hinsichtlich der Frage, ob Alexander mehr die Männer oder die Frauen liebte. In den frei erfundenen Dialogen wimmelt es dagegen vor Plattitüden. Die Stärken des Films liegen zweifellos in zwei grandiosen historisch überlieferten Schlachtengemälden, die sich durch eine hervorragende Choreographie und Genauigkeit auszeichnen. Auch strahlt Hauptdarsteller Colin Farrell aus, was den Regisseur an dem legendären Weltenherrscher so fasziniert: Alexander als einsamer, besessener Visionär und Schöpfer, der die griechische Kultur bis nach Asien brachte. Nicht ganz unproblematisch vor dem Hintergrund der Parallelen zu gegenwärtigen Invasionen amerikanischer Bodentruppen im Irak sind die blutigen Kampfszenen, in denen Alexander und seine siegreichen Mannen als Krieger heroisiert und glorifiziert werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.12.2004