Wenn vom 11. September die Rede ist, denken die meisten Europäer und US-Amerikaner wohl zunächst an die Terroranschläge auf das World Trade Center im Jahr 1991. Auf den Tag genau 18 Jahre zuvor trug sich jedoch ein weiteres Drama zu, das vor allem für Chile und die südamerikanische Welt zum Trauma wurde. Das chilenische Militär unter General Pinochet putschte mit finanzieller und beraterischer Unterstützung der USA gegen den drei Jahre zuvor demokratisch vom Volk gewählten Präsidenten Salvador Allende. Dieser verschanzte sich daraufhin in auswegloser Situation mit einigen Getreuen im Präsidentenpalast Moneda und weigerte sich, abzudanken. Kurz bevor die Putschisten den Palast mit Waffengewalt erstürmten, hielt Allende eine letzte Rundfunkansprache an sein Volk und beging anschließend Selbstmord. – Der deutsche Dokumentarfilmer Michael Trabitzsch zeichnet den unaufhaltsamen Aufstieg bis zur Regierungsverantwortung, aber auch die letzten schweren Stunden dieses charismatischen Politikers nach, der von großen Teilen der Bevölkerung geliebt, von oppositionellen konservativen Kräften aber auch wegen seiner sozialistischen Politik und der verfochtenen Idee eines von den Weltmächten unabhängigen, freien und selbstbestimmten Landes gefürchtet war. Trabitzsch ist in seinem Porträt um Sachlichkeit und Nachvollziehbarkeit der komplizierten politischen Lage im Land bemüht. Er stützt sich auf zahlreiche Archivaufnahmen über Allendes politischen Werdegang, aber auch auf Interviews mit den wenigen überlebenden Weggefährten des Politikers, die sowohl dem Bombardement der Putschisten auf den Palast wie der anschließenden Tötungswelle entkommen sind. Entstanden ist die spannende Dokumentation eines wichtigen Kapitels der Weltgeschichte, fernab jeder mythologischen Überhöhung.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2004