Richard und Susan wollen im Urlaub in Marokko ihre zerrüttete Ehe kitten. Das US-amerikanische Paar hat sich nach dem plötzlichen Tod seines jüngsten Kindes voneinander entfernt. Bei einer Busfahrt durch den unwegsamen Hohen Atlas verletzt eine verirrte Gewehrkugel Susan schwer. Verzweifelt versucht Richard, in der Ödnis medizinische Hilfe für seine Frau zu finden. Der Schütze, der Susan traf, ist jedoch kein Terrorist, wie die marokkanische Polizei und die US-Behörden vermuten, sondern der Hirtenjunge Yussef. Gemeinsam mit seinem Bruder Ahmed hat der Halbwüchsige die neue Flinte des Vaters ausprobiert. Diese stammt ursprünglich von einem japanischen Geschäftsmann, der nach dem Selbstmord seiner Frau alleine mit seiner heranwachsenden gehörlosen Tochter in Tokio lebt. Die rebellische Chieko macht den Vater verantwortlich für den Freitod ihrer Mutter; doch dieser nimmt sich keine Zeit für ihre Nöte. Zur gleichen Zeit wartet im kalifornischen San Diego das mexikanische Kindermädchen Amelia sehnsüchtig auf die Rückkehr des amerikanischen Paares, dessen Kinder sie betreut. Da sie zur Hochzeit ihres Sohnes nach Mexiko reisen möchte und sich niemand anderes um die Kinder kümmern möchte, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sie mitzunehmen. Im Grenzgebiet gerät sie mit ihnen in eine lebensgefährliche Situation.
Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu nimmt mit seinem Film Bezug auf den biblischen Mythos vom Turmbau zu Babel. Weil die Menschen einen Turm bis zum Himmel errichten wollten, gab ihnen Gott zur Strafe verschiedene Sprachen, so dass sie sich nicht mehr verstanden. In seinem vielschichtigen und bildgewaltigen Film setzt sich Iñárritu intensiv mit zwischenmenschlichen Kommunikationsproblemen auseinander. Die virtuos ineinander verwobenen und zeitlich parallel stattfindenden Handlungsstränge des Films spielen auf drei Kontinenten und in sechs verschiedenen Sprachen. Trotz moderner Kommunikationstechnologien ist die Verständigung zwischen den Völkern, aber auch den Generationen und Individuen keinesfalls leichter geworden. Hinzu kommt, dass die von islamistischen Extremisten/innen ausgehende weltweite Terrorgefahr kulturelle, psychologische und mediale Fehlinterpretationen fördert. Im Zentrum der vier Geschichten stehen vor allem die Kinder und Jugendlichen, die den Kommunikationsschwierigkeiten der Erwachsenen ausgeliefert sind und dadurch in existenzielle Ausnahmesituationen geraten. Unabhängig von der kulturellen Zugehörigkeit, dem sozialen Status oder der Sprache herrschen in Iñárritus filmischem Epos überall auf der Welt Missverständnisse vor. Sie führen zu großem Leid, das der Regisseur einfühlsam und ergreifend bewusst macht.
Autor/in: Stefanie Zobl, 10.12.2006