Mitte der 1960er Jahre entdeckt der charmante und geniale 17-jährige Trickbetrüger Frank Abagnale nach der Pleite seines betrügerischen Vaters, wie leicht und überzeugend er fremde Identitäten annehmen und Schecks fälschen kann. Innnerhalb von nur drei Jahren verwandelt sich Frank in einen Piloten, einen Arzt und Anwalt, führt seine gesamte Umwelt hinters Licht und ergaunert sich mehrere Millionen Dollar. Mit dem gewieften und hartnäckigen FBI-Agenten Hanratty liefert er sich ein raffiniertes Katz- und Mausspiel, bis die Falle nach mehreren vergeblichen Anläufen zuschnappt. – Nach den beiden ernsthaften und philosophisch angehauchten Science-Fiction-Filmen A.I. und Minority Report wechselt Hollywood-Großmeister Steven Spielberg ins Fach der amüsanten Gaunerkomödie. Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks und Christopher Walken hat er für seine Filmversion eines bekannten authentischen Falls drei Spitzenschauspieler engagiert, die der eher heiteren Kombination aus 'Chase Movie', Gesellschaftsfarce und Außenseiterporträt zugleich anrührende Charaktertiefe verleihen. Natürlich haben Spielberg und sein Drehbuchautor Jeff Nathanson die Autobiographie des historischen Abagnale dramaturgisch aufgepeppt, die Rolle des Vaters aufgewertet und die Fakten geglättet. Diese Bearbeitung dürfte zu einigen dramatischen Zuspitzungen der phänomenalen Betrügerkarriere geführt haben und überschreitet die Grenzen der Glaubwürdigkeit deutlich. Trotz solcher Schwächen und der Überlänge ist Spielberg eine zwar gefällige, aber durchaus hintergründige Charakterstudie gelungen, die nicht nur durch die Rahmenhandlung in einem schmutzigen Gefängnis in Marseille und die enge Vater-Sohn-Beziehung nachdenkliche Töne anschlägt. Ein großes Lob verdient das nur scheinbar beiläufige, ironische Nachdenken über den Stellenwert von Äußerlichkeiten, von denen sich viele leichtgläubige Menschen immer wieder täuschen lassen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2003