Die 50 Kinder aus dem kleinen Schweizer Ort Romoos wachsen in einer Naturidylle auf. Das Dorf liegt auf einem Hochplateau im Schweizer Kanton Luzern, nahe eines Bergs namens Napf. Er zählt nicht zu den Höchsten, liegt jedoch mitten in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Die dortigen Bergbauernhöfe sind daher nur zu Fuß und mit der Seilbahn zu erreichen. Für die Kinder gehören die zehn Kilometer Schulweg genauso zum Alltag wie das Füttern von Vieh, die Heuernte, das Einsammeln von Eiern und andere tägliche Aufgaben. Die Luzerner Regisseurin Alice Schmidt hat die Kinder über ein Jahr mit der Kamera begleitet und festgehalten, was sie bewegt.
Die Dokumentation beginnt im Winter, wenn die Kinder mit Taschenlampen im frühmorgendlichen Dunkel ihren langen Weg zur Schule antreten. Furchtlos wirken sie, ohne Begleitung der Eltern. In kleinen Episoden erzählen sie fortan von ihrem Alltag, zu der Sagen und Aberglaube ebenso gehören wie Naturgewalten. Mal erzählen sie aus dem Off, mal direkt in die Kamera. Diese begibt sich meist auf
Augenhöhe der Kinder oder nimmt gar die Untersicht ein, wenn nicht gerade
Naturpanoramen den Bildrahmen fast sprengen. Überdeutlich bringt der Originalton Naturgeräusche zur Geltung, ein ausgetüfteltes Sounddesign sorgt bei manchen Erzählungen für dramatische Akzente. Um die Erlebniswelt der Kinder authentisch zu vermitteln, verzichtet die Filmemacherin auf Kommentare und die Perspektive von Erwachsenen.
Romoos ist eine katholische Gemeinde, die vor allem von Viehzucht und etwas Ackerbau lebt. 700 Menschen leben dort, Tendenz fallend. Die Kinder lernen früh den Umgang mit Tieren und das Verantwortungsbewusstsein für die Natur. Dass sie auf den Höfen mit anpacken, ist eine Selbstverständlichkeit. Isoliert und zugleich geborgen vermissen sie offenbar keine urbanen Zerstreuungen. Auch wenn ihre Lebensumstände etwas aus der Zeit gefallen erscheinen, bleibt ihnen Raum genug, um Karate oder ein Instrument zu lernen und ihren Fantasien nachzuhängen. Im Unterricht kann
Die Kinder von Napf dazu anregen, das Aufwachsen im ländlichen und urbanen Umfeld zu vergleichen. Was können die Kinder vom Land besser als die aus der Stadt? Worin unterscheiden sich beide Lebenswelten und wovon wird die Beziehung zwischen Mensch und Natur geprägt? Auch die Bedeutung von Religion und Aberglaube in jener Region lädt zu einer genaueren Betrachtung ein.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 22.10.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.