In der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik treffen die Deutsch-Türken Cahit und Sibel aufeinander. Die junge Frau, die gerade einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich hat, bittet den heruntergekommenen Alkoholiker um eine Scheinehe, um dem repressiven Elternhaus zu entfliehen. Nach einigen Bedenken willigt der desillusionierte 40-Jährige ein. Bald teilen sie die Wohnung, aber nicht das Bett. Aus zaghafter Zuneigung und Annäherung wird Liebe. Aber es scheint zu spät, um sie wirklich leben zu können.
Fatih Akin entwirft in fünf Akten die Tragik einer unmöglichen Liebe und gleichzeitig ein Porträt der zweiten Generation von türkischen Einwanderern. Wenn Cahit, der im Affekt einen Liebhaber von Sibel erschlagen hat, nach Jahren im Gefängnis die große Liebe seines Lebens in Istanbul aufspürt, brennt das Gefühl noch immer, aber das Leben hat ihnen die Flügel zurechtgestutzt. Das 2004 auf der Berlinale mit dem "Goldenen Bären" ausgezeichnete Drama bezieht sich auf den türkischen Neo-Realismus und hat in seiner leidenschaftlichen Wucht etwas von einer griechischen Tragödie.
Autor/in: Margret Köhler, 01.03.2004