Am 17. Januar 1961, zweihundert Tage nach der Unabhängigkeitserklärung der Demokratischen Republik Kongo, wurde der erste frei gewählte Ministerpräsident Patrice Lumumba ermordet. Fast vier Jahrzehnte danach drehte der aus Haiti stammende Regisseur Raoul Peck ein packendes Politdrama über diesen Schlüsselfall der Entkolonisierung und versuchte dabei so "nahe wie möglich an den Fakten zu bleiben", was raffende und verkürzende Darstellungen sowie poetische Überhöhungen nicht ausschloss: Indem etwa die imaginäre Stimme Lumumba seine Ermordung und die brutale Beseitigung der Leiche aus dem Off kommentiert, wird der Schrecken der Bilder gebrochen und der Bogen zur Gegenwart geschlagen. Zuschauer ohne nähere Kenntnisse der afrikanischen Geschichte dürften manchmal Schwierigkeiten haben, das wechselvolle Intrigenspiel von kongolesischen Sezessionisten, westlichen Diplomaten und belgischen Militärs zu durchschauen. Sieht man davon einmal ab, ist Peck eine atmosphärisch dichte Filmbiographie gelungen, die sich auf ein erstklassiges Schauspielerensemble verlassen kann und reichlich Stoff zu Diskussionen bietet.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.07.2001