Eine junge Frau Anfang 20 begibt sich auf einen selbstzerstörerischen Trip durch das nächtliche Hamburg. Sophie ist schwanger, weiß nicht von wem und ist unsicher, ob sie das Kind abtreiben soll. Panikartig flüchtet sie nach einem gemeinsamen Essen vor ihrem Freund, der mit Sicherheit nicht der Vater ist, aber bereit wäre, sich um das Kind zu kümmern. Mit nur wenig Geld in der Tasche irrt sie ziel- und orientierungslos durch die Stadt, von Taxi zu Taxi, von Kneipe zu Kneipe, betrinkt sich, macht Bekanntschaften mit Männern, von denen einige ihre Situation ausnutzen und sie vergewaltigen, andere ihr vergeblich zu helfen suchen. Als sie am nächsten Morgen verkatert wieder zu sich kommt, stürzt Sophie und hat eine Fehlgeburt in einer öffentlichen Toilette. – Sophiiie! ist eine radikale, schockierende Studie über eine innerlich zerrissene, rastlose Frau, die vor sich selbst flüchtet, ihren Kummer im Suff und in flüchtigen Flirts ertränkt. Michael Hofmann, der auf dem Münchner Filmfest 2002 für diesen Film den Regie-Förderpreis der HypoVereinsbank erhielt, bewegt seine Heldin wie in einer Achterbahn rasant auf lebensbedrohliche Abgründe zu. Die schauspielerische Glanzleistung der ebenfalls auf dem Münchner Filmfest ausgezeichneten Hauptdarstellerin Katharina Schüttler, der man durch ihre Odyssee der Verzweiflung gebannt folgt, täuscht allerdings nicht über Schwächen im Drehbuch hinweg: Weil ihre Lebensumstände nicht so katastrophal wirken, als dass ihr Selbsthass psychologisch zwingend wäre, bleibt Sophies Verhalten unverständlich. Zu wenig erfährt der Zuschauer über Sophies Innenleben, ihre Beweggründe für ihre Selbstaufgabe. Immerhin ist sie gesund, intelligent, äußerlich attraktiv und hat einen Partner, der ihr Schutz und finanzielle Stütze anbietet. Kaum nachvollziehbar auch, dass eine intelligente Frau ihre Probleme nicht reflektiert, sondern sich – noch dazu schwanger – gleichgültig körperlich ruiniert und als Prostituierte missbrauchen lässt. Vor allem die drastische Schlusssequenz von der Fehlgeburt und einer blutverschmierten, verheulten Sophie, die mit dem toten Fötus in der Hand umherirrt, löst Kontroversen aus.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.06.2003