Als ältester Spross eines erfolgreichen jüdischen Geschäftsmanns hat Max alles, was das Herz begehrt. Er hat an renommierten Universitäten studiert, pflegt einen aufwändigen Lebensstil und soll irgendwann die Firma des Vaters übernehmen. Dennoch ist er unzufrieden. Der Vater interessiert sich als Chef und Inhaber von Supertex, dem führenden Anbieter von Billigkleidung in Holland, nicht für die Unternehmensanalysen seines Sohnes. Max befürchtet, dass Supertex mit konservativer Unternehmenspolitik seine Vormachtstellung bald einbüßen könnte. Der Vater hingegen hält seinen Sohn für einen verwöhnten Überflieger, der seine Wurzeln vergessen hat und die jüdischen Traditionen nicht pflegt. Mit Max' jüngerem Bruder Boy, der sich standesgemäß mit einer Jüdin verlobt hat und als Buchhalter bei Supertex arbeitet, versteht er sich besser. Doch Boy wirkt unsicher, seine Verlobte organisiert ein luxuriöses Hochzeitsfest, ohne Boy richtig in die Planung einzubeziehen. Als der Vater einen schweren Unfall hat, bricht das fragile Familiengefüge zusammen und die Söhne müssen Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen. Plötzlich vor die Wahl gestellt, finden sie ihren Lebensinhalt an unvermuteter Stelle. – Mit
Supertex – Eine Stunde im Paradies entwirft Jan Schütte das vielschichtige Porträt einer jüdischen Einwandererfamilie. Während der Vater die jüdischen Traditionen pflegt und lebt, sind die Söhne auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Der Generationskonflikt verstärkt sich, da die Familie nach dem Holocaust nur noch aus Vater und Mutter besteht und Max und Boy immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen werden. Den Eltern ist der Zusammenhalt der Familie aus den gleichen Gründen um so wichtiger. Die überraschende Entwicklung der beiden Söhne nach dem Tod des Vaters, vor allem Boys Weg, wirken dennoch ein bisschen unglaubwürdig.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.03.2004