Der 16-jährige Mike Tyson ist genervt vom Leben in der kanadischen Provinz, seiner Mutter und dass er den Namen eines peinlichen Boxers hat. Sein Selbstmordversuch, den er eher aus Langeweile denn aus Verzweiflung unternimmt, scheitert auf groteske Weise, doch in der Nachfolgeuntersuchung entdecken die Ärzte in seinem Kopf zufällig einen Hirntumor. Mikes Freude könnte daraufhin kaum größer sein. Dummerweise hat er den eigenen Tod bereits in der Zeitung annonciert. Die Anzeige ruft auch den egoistischen Vater auf den Plan, der nach 15 Jahren erstmals wieder bei seiner Familie aufkreuzt. Doch die Eltern können den Lebensmüden am allerwenigsten dazu bewegen, einer möglicherweise rettenden Operation zuzustimmen. Bis Mike Miranda kennenlernt. Und gerade als er das Leben neu zu schätzen lernt, wird der Tod plötzlich erschreckend real.
Trotz ernster Themen wie Suizid und Krebs schlägt die schwarze Komödie einen überraschend bissigen Ton an. Mikes Schicksal wird von der humorvollen Inszenierung des deutschen Regisseurs Florian Cossen geradezu konterkariert. So informiert sich Mike in einer
Szene beim Bestatter über das geeignete Sargmodell, kleine Musicaleinlagen und gewitzte
Parallelmontagen illustrieren hingegen seinen neuen Lebensmut. Erzählerisch orientiert sich die deutsche Produktion deutlich an US-amerikanischen Independent-Komödien im Stil von
Garden State. Der Einsatz melancholischer
Popmusik und eine lakonisch-unspektakuläre
Mise en Scène gehören ebenso zu deren Repertoire wie das skurrile Mädchen von nebenan, das dem Titelhelden einen Ausweg aus seinem Dilemma aufzeigt.
Coconut Hero, Szene (© Majestic/Twentieth Century Fox)
Auch wenn die Gründe für Mikes Lebensmüdigkeit vage bleiben, gewährt
Coconut Hero einen ernsthaften Einblick in seine schwierige Familiensituation und in seine jugendliche Langweile. Im Unterricht können die Gründe für Mikes Entfremdung zuhause und in der Schule diskutiert werden – und welche Rolle der fehlende Vater dabei spielt. Die Nachricht, dass Mike einen Gehirntumor hat, gibt der Geschichte früh eine schicksalshafte Wendung, die der Junge jedoch mit sarkastischen Beobachtungen kommentiert. Welche Funktion spielt Humor in Mikes Umgang mit seinem bevorstehenden Tod? In Gruppen kann darüber hinaus überlegt werden, welche Bilder der Film für den Tod findet. Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler diese Bildsprache? In erzählerischer Hinsicht sollte auch die Rolle Mirandas in Mikes Wandel thematisiert werden. Was bedeutet diese Entscheidung vor dem Hintergrund, dass der Film den zerstrittenen Eltern eine ähnliche Erlöserfunktion verweigert? In seiner Darstellung einer Eltern-Kind-Beziehung verzichtet
Coconut Hero auf Sentimentalitäten. Die Männergespräche zwischen Vater und Sohn können den erlittenen Verlust nicht kitten.
Autor/in: Philipp Bühler, 12.08.2015
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