Der private Geheimdienst "Kingsman" ist geheimer als die Polizei erlaubt. Die Mitglieder der Top-Secret-Organisation tragen
maßgeschneiderte Anzüge, operieren unter Decknamen aus der Artus-Sage und wollen jedes Unheil von der Menschheit abwenden. Als einer der Spione im Einsatz stirbt, sucht der Kingsman-Agent und Gentleman Harry Hart nach neuen Rekruten/innen. Dafür nimmt er Gary Unwin alias Eggsy ins Visier, der als Kleinganove auf den ersten Blick nicht zu den selbst ernannten "Rittern der Neuzeit" passt. Allerdings hat Eggsys Vater einst Harry das Leben gerettet. Vor der Ernennung zum Agenten müssen Eggsy und weitere Anwärter/innen ein knallhartes Trainingscamp überstehen. Zudem tritt bald der Medienmogul Valentine auf den Plan, der die "Überbevölkerung" der Erde durch eine tödliche App lösen will.
Als Tarnung der Geheimagenten fungiert ein exklusiver Laden für Herrenbekleidung in London, was kaum passender sein könnte. Die Organisation legt nämlich wie der Film viel Wert auf Design und Eleganz. Die
Farbgebung erinnert an das Kino der 1960er-Jahre und auch darüber hinaus erweist sich
Kingsman: The Secret Service als Hommage an das klassische Agentenkino im Stil der frühen James-Bond-Abenteuer. So entlarvt eine Szene ausdrücklich die Ernsthaftigkeit aktueller Agentenfilme, die Regisseur Matthew Vaughn fortan genüsslich über Bord wirft. In seiner unerwartet brutalen Actionkomödie gibt es Gadgets wie Feuerzeuge als Handgranaten, ein Klappmesser im Schuh oder einen extravaganten Regenschirm. Nach
Kick-Ass (USA 2010) findet Vaughn mit der
Adaption des selbstreferenziellen Comics
The Secret Service von Mark Millar und Dave Gibbons also erneut eine Spielwiese voller Kuriositäten.
Kingsman: The Secret Service, Trailer (© 2015 Twentieth Century Fox)
Anders als die James Bond-Reihe setzt
Kingsman: The Secret Service auf ausschweifende Gewaltexzesse. Mit rastlosen Choreografien samt
Superzeitlupen, die an Martial-Arts-Filme und zuweilen auch an Ego-Shooter erinnern, und lässigen
Gitarrenriffs inszeniert Matthew Vaughn die comichafte Gewalt wie schon bei
Kick-Ass sehr verspielt. Das wirft die Frage auf, inwieweit die Gewaltdarstellung zum satirischen Grundton der Komödie passt. Handelt es sich sogar um Gewaltverherrlichung? Inhaltlich bieten einige Seitenhiebe auf Klassenunterschiede Anknüpfungspunkte. Eggsys Wandlung vom Unterschichtler zum Gentleman kommt zwar ironisch zur Darstellung, spielt in der Story aber durchaus eine konstitutive Rolle. Daneben unternimmt der Film auch eine Medien- und Konsumkritik. So verfolgt Eggsy ein Massaker in einer Kirche per Livestream und der stillose Milliardär Valentine will die Menschheit nicht zufällig via Smartphone-App auslöschen.
Autor/in: Christian Horn, 11.03.2015
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