Kinostart: 17.03.2016 Verleih:Universal Pictures International Germany Regie: Larry Abrahamson Drehbuch: Emma Donoghue, nach ihrem gleichnamigen Roman Darsteller/innen: Brie Larson, Jacob Tremblay, Joan Allen, Sean Bridgers, William H. Macy u.a. Kamera: Danny Cohen Laufzeit: 118 min, Dt. F, OmU Format: Digital, Farbe Filmpreise: Auswahl: Academy Awards 2016: Oscar® für die beste weibliche Hauptrolle (Brie Larson), Golden Globes 2016: Golden Globe für die beste weibliche Hauptrolle (Brie Larson), Toronto International Film Festival 2015: Publikumspreis (Larry Abrahamson) FSK: ab 12 J. FBW-Prädikat: Besonders Wertvoll Altersempfehlung: ab 15 J. Klassenstufen:ab 10. Klasse Themen:Kindheit/Kinder, Erziehung, sexuelle Gewalt, Trauma, Vertrauen, Hoffnung, Sprache, Freiheit Unterrichtsfächer:Englisch, Deutsch, Ethik, Philosophie, Darstellendes Spiel
Jack hält die Welt für eine Fantasie von Kinderbüchern und Fernsehen. Von Geburt an lebt er mit seiner Mutter Joy, die vor sieben Jahren entführt wurde, in einem abgeschlossenen Raum. Den Mann, der ihnen das Essen bringt, nennen sie den "alten Nick". An seinem fünften Geburtstag erklärt die Mutter ihrem Sohn, dass "die andere Seite" wirklich existiert und schmiedet mit ihm Pläne für die Flucht. Nachdem es ihnen gelungen ist, Nick zu überlisten, erweist sich die reale Welt für beide als Herausforderung. Während Jack langsam beginnt, das Leben für sich zu entdecken und zu begreifen, erkennt Joy schmerzhaft den Preis ihrer verlorenen Jahre.
Wie der zugrundeliegende Roman von Emma Donoghue ist Raum fast ganz aus der Perspektive des Kindes erzählt. In der trauten Zweisamkeit von Mutter und Sohn, auf engstem Raum in virtuosen Nahaufnahmen festgehalten, bleibt das tatsächliche Martyrium ausgespart. Joy strukturiert beider Tagesablauf, unterhält ihr Kind mit kleinen Bastelarbeiten und wacht über den Fernsehkonsum. Jack betrachtet Raum, Bett, Waschbecken und Schrank als seine natürliche Umgebung und benennt sie wie Freunde: "Guten Morgen, Raum!" Was der alte Nick mit der Mutter im Bett tut, erlebt er wie die Zuschauenden im Schrank, ohne den sexuellen Missbrauch zu begreifen. In Freiheit – die Flucht teilt den Film in zwei sehr gegensätzliche Hälften – wird Joy von den jahrelang unterdrückten Emotionen eingeholt. Die Sorge um Jack hat ihr einen Halt gegeben, den ihr die wiedergefundene Familie nicht bieten kann.
Prominente Entführungsfälle wie die Natascha Kampuschs oder Elizabeth Smarts bilden lediglich den Hintergrund des sensiblen Dramas. Ohne falschen Voyeurismus und Sensationsgier betrachtet Regisseur Larry Abrahamson die Tiefen einer Mutter-Sohn-Beziehung. Im Unterricht kann zunächst herausgearbeitet werden, wie insbesondere durch die Kameraarbeit die Perspektive des Kindes gewahrt bleibt und Liebe und Zuversicht dem trostlosen Setting erfolgreich entgegenwirken. Die Traumatisierung der Charaktere ist ein wichtiges Thema, das Sensibilität erfordert, doch über den speziellen Fall hinaus behandelt der Film auch allgemeine Fragen kindlicher Weltwahrnehmung und elterlicher Erziehung. Für Jack bilden die neun Quadratmeter Raum ein glückliches Zuhause; dank der behutsamen Vorbereitung durch die Mutter wird er lernen, die Wunder der realen Welt einmal umso mehr genießen zu können.