Nach dem erfolgreichen Ende eines Feldzugs gegen den zwielichtigen Don Juan empfängt der Gouverneur von Messina die Sieger zum Fest in seinem Haus. Während der junge Offizier Claudio sich sofort in Hero, die Gouverneurstochter verliebt, liefert sich sein Kompagnon, der überzeugte Junggeselle Benedikt, heftige Wortgefechte mit ihrer Cousine Beatrice. Durch einen gewitzten Trick werden die beiden schließlich zusammengebracht; das andere Paar, Claudio und Hero, wird dagegen durch eine Intrige Don Juans zunächst entzweit. Es folgen noch weitere Täuschungen und Verstellungen, bis am Ende eine Doppelhochzeit stattfinden kann.
Joss Whedons Interpretation besticht im Gegensatz zu der ausstattungsreichen
Adaption von Kenneth Branagh durch große Leichtigkeit und Reduktion. Mitverantwortlich dafür ist sicherlich die beiläufige Entstehungsgeschichte: Der Film wurde im Spätsommer in einer kurzen „Ferienpause“ zwischen den Dreharbeiten und der
Postproduktion von
Marvel’s The Avengers in nur 12 Tagen im Haus des Regisseurs gedreht. Wie schon Baz Luhrmann in
William Shakespeares Romeo + Julia verlegt Whedon Shakespeares Stoff in die Gegenwart, bleibt dabei aber dem Originaltext treu. Der in weichem, kontrastarmen Schwarz-Weiß gedrehte Film lebt vor allem vom zeitlosen, den Geschlechterkampf begleitenden Sprachwitz, der an amerikanische Screwball-Comedies aus den Dreißiger Jahren denken lässt. Als charmant erweist sich auch das alltägliche
Setting zwischen Garten, Küchenzeile, Wohn- und Schlafraum: So werden etwa Leonato und Benedikt in einem mit Puppenhaus und Stofftieren ausgestatteten Mädchenzimmer einquartiert. Das aus heutiger Sicht veraltete Geschlechterverhältnis wird vom Erfinder der Fernsehserie Buffy aber auch an anderer Stelle kontrastiert: Die Nebenrolle des Begleiters Konrad wurde mit einer Frau besetzt.
Viel Lärm um Nichts, Trailer (© Warner Bros)
Eine Auseinandersetzung mit der Shakespeare-Verfilmung bietet sich nicht nur für den Englisch-Unterricht an. Durch die Modernisierung des Stoffes lässt sich die übergeordnete Frage diskutieren, welche Relevanz Shakespeare heutzutage noch besitzt. Hier liegt ein Vergleich mit Kenneth Branaghs Adaption aus dem Jahr 1993 nahe. Worin unterscheiden sich die filmischen Mittel der beiden Werke und auf welche Weise versuchen Whedon bzw. Branagh, einen Gegenwartsbezug herzustellen? Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie der Regisseur durch seine Inszenierung und seine Schauspielerführung den klassischen Text neu interpretiert und somit dramatische und komische Momente zuspitzt. Als Kernpunkt einer inhaltlichen Untersuchung empfiehlt sich das im Stück und Film verhandelte Geschlechterverhältnis. Dem nicht mehr zeitgemäßen Begriff jungfräulicher Ehe stehen hier Shakespeares sprühende Wortgefechte gegenüber, die stets auf Augenhöhe von Mann und Frau stattfinden, und die Darstellung der Liebe als soziales Konstrukt. An diesem Punkt lässt sich eine Diskussion darüber anknüpfen, wie sehr die Liebe durch das soziale Umfeld, durch Gerüchte und Projektionen konstruiert wird. Themen wie Mobbing und Erfahrungen im Bereich der sozialen Medien (facebook) könnten hierbei die Auseinandersetzung erweitern.
Autor/in: Esther Buss, 24.07.2014
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