Die 17-jährige Mira aus Wuppertal gibt es offen zu: "Ich liebe das Scheiß-Internet abgöttisch. Es ist mein Tagebuch, mein Pausenhof, meine Uhr, mein Kalender, mein bester Freund, meine Kirche." Den Zugang zum Internet findet sie in der Regel über ihr mobiles Telefon. Als sie nach dem Schwimmen ihren Spind aufschließt, piept das Handy sofort: Es sind neue Nachrichten da, auf allen verfügbaren Kanälen.

Smartphones prägen die Mediennutzung von Jugendlichen

Die Verbreitung des Smartphones, die vor etwa zehn Jahren einsetzte, hat die Mediennutzung – vor allem von Jugendlichen – erheblich verändert. Mira, Hauptfigur in der preisgekrönten Webserie Zum Filmarchiv: "Wishlist", steht stellvertretend für die Generation der sogenannten Digital Natives, die mit Internet und sozialen Medien aufgewachsen ist und diese selbstverständlich als Kommunikations-, Rezeptions-, Distributions- und Produktionskanäle nutzt. So tauschen sich laut der JIM-Studie 2017 (die Abkürzung steht für "Jugend, Information und Multimedia") 94 Prozent der in Deutschland lebenden Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren regelmäßig (die meisten täglich) über den Instant-Messaging-Dienst WhatsApp aus. Sie verschicken darüber Textnachrichten, Bild-, Video- oder Tondateien. Die erfolgreichste Social-Media-Plattform Facebook, auf die monatlich weltweit circa zwei Milliarden Nutzer/-innen zugreifen, hat dagegen in den vergangenen Jahren in dieser Altersgruppe zunehmend an Attraktivität verloren.

Popularität von Foto- und Video-Plattformen

Fotos und Videos lassen sich auch über den kostenlosen Online-Dienst Instagram, der zu Facebook gehört, verbreiten und teilen. Die audiovisuelle Plattform rangiert mit 57 Prozent auf Platz zwei der von Teenagern mehrmals pro Woche genutzten Kommunikationsmedien. Snapchat, ein mit spielerischen Filtern versehener Multimedia-Nachrichtendienst, ist nur auf Smartphones und Tablets einsetzbar und wird von 49 Prozent der Jugendlichen genutzt. Die beiden Dienste sind bei Mädchen deutlich beliebter als bei Jungen gleichen Alters. An Snapchat schätzen User/-innen insbesondere, dass Inhalte, etwa Fotos, teilweise bis zu zehn Sekunden, maximal aber nur 24 Stunden sichtbar sind und dann verschwinden; im Gegensatz zu anderen Social-Media-Plattformen können die Kanäle auch nicht kommentiert oder gelikt werden.

Hinsichtlich der Rezeption von audiovisuellen Medien hat das Internet bei der jugendlichen Zielgruppe dem linearen Fernsehprogramm mittlerweile den Rang abgelaufen. Tatsächlich ist YouTube, das 2005 gegründete und ein Jahr später von Google aufgekaufte Videoportal, mit Abstand sogar das "Lieblings-Angebot im Internet" bei den 12- bis 19-Jährigen. Was sie sehen, können Jugendliche dort jederzeit selbst bestimmen: "Ob klassische Serien und Filme, ob hochprofessionelle Videoclips, ob Amateurvideos, vertonte Standbilder oder wackelige Handyfilme, Musikvideos, Katzenvideos und Tutorials – es gibt kaum einen Themenbereich, zu dem man bei YouTube nichts findet." (JIM-Studie 2017). Immerhin schauen aber immer noch 55 Prozent auch lineare Fernsehinhalte, meist sogar auf einem stationären TV-Gerät. Die prophezeite Ablösung des klassischen Fernsehens durch kostenpflichtige Online-Streaming-Anbieter wie Netflix (26 Prozent) und Amazon Prime (15 Prozent) ist somit (noch) nicht abgeschlossen.

Filme im Internet und das Internet im Film

In der Mystery-Serie "Wishlist" spielt die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien eine zentrale Rolle. Produziert vom öffentlich-rechtlichen Jugendsender funk, der seine Inhalte dezentral über die eigene Webseite und über die sozialen Netzwerke vertreibt, visiert die Webserie die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen an. Während Filme und Serien also zunehmend im Internet distribuiert und rezipiert werden, finden die neuen Medien-Plattformen Eingang in die Welt des Films und stellen Filmschaffende vor Herausforderungen: Wie kann man digitale Kommunikation und das Internet filmisch darstellen?

Den Start der zweiten Staffel von "Wishlist" am 14. Dezember 2017 (auf YouTube) nimmt kinofenster.de zum Anlass, um die Mediennutzung von Jugendlichen und deren Widerhall im Film zu untersuchen. In einem Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Professor Stefan Aufenanger fragen wir nach Risiken und Chancen für das Aufwachsen im digitalen Zeitalter. Demgegenüber kommen in einem Videobeitrag Jugendliche selbst zu Wort: Welche Rolle spielt für sie das Smartphone und wie beurteilen sie die Omnipräsenz sozialer Medien in ihrem Alltag? Wie digitale Kommunikation, Internet und Computerspiele filmisch inszeniert werden können, erläutert ein Hintergrundtext anhand von drei exemplarischen Szenenanalysen. Im Unterrichtsmaterial zum Dossier gibt es jedoch auch Aufgaben für die Grundschule – der "unendlichen" Informationswelt des Internets kann man sich schließlich ganz unterschiedlich annähern.

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