Wenn alle Kinder schlafen, liegt die zehnjährige Sophie in einem Londoner Waisenhaus meistens wach. Als sie es eines Nachts wagt, zur Geisterstunde aus dem Fenster zu blicken, wird sie von einem seltsamen Wesen gepackt und ins Land der Riesen verschleppt. Sophie hat Glück im Unglück: Im Gegensatz zu den furchterregenden, menschenfressenden anderen Riesen ist ihr Entführer freundlich, Vegetarier und von Beruf Traumsammler. Sie tauft ihn "BFG" – Big Friendly Giant – und die beiden freunden sich an. Doch die übrigen Riesen sind Sophie auf der Spur und verlassen immer öfter ihr Land, um auf Menschenjagd zu gehen. BFG und Sophie beschließen, die Queen um Hilfe im Kampf gegen die blutrünstigen Riesen zu bitten.
Steven Spielbergs neuer Film basiert auf dem 1982 erschienenen Kinderroman "Sophiechen und der Riese" des britischen Schriftstellers Roald Dahl. Um dessen märchenhafte Welt und pointierten Illustrationen effektvoll zu
adaptieren, verknüpft Spielberg Realfilmaufnahmen,
Computeranimation und
3D-Technik. Gedreht wurde in eigens gebauten
Kulissen mit Schauspielerinnen und Schauspielern, die zum Teil, wie etwa die Riesen, per
Motion Capture und
digitalen Animationen zu lebensecht wirkenden Fantasiewesen modelliert wurden. Auch die witzige Sprache der Riesen mit Wortspielereien und Buchstabenverdrehern übernimmt der Film. Trotz dramaturgischer Abweichungen, die die Handlung und Erzählebenen des Originals mal spannend ausbauen, mal im Hinblick auf ein junges Kinopublikum entschärfen, bleibt die für Dahls Werk charakteristische Mischung aus Komik und Grusel im Kern erhalten.
BFG – Big Friendly Giant, Szene (© Constantin)
Die auf den ersten Blick unmöglich scheinende Freundschaft zweier Außenseiter, angesiedelt in einer von Märchen, Mythen und Aberglaube geprägten kindlichen Fantasiewelt, bietet eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten für den Unterricht. Die Rolle von Träumen, (tradierten) Vorurteilen und Ängsten können fächerübergreifend thematisiert werden, ebenso Werte wie Freundschaft, Empathie und Solidarität am Beispiel der zupackenden Sophie und des sanftmütigen BFG. In den Fächern Deutsch, Englisch und Kunst liegt ein Vergleich zwischen Roman und Film nahe, mit besonderem Augenmerk auf den
Genres Märchen und
Fantasy sowie deren psychologischer und soziokultureller Bedeutung. Die fantasievolle Welt von "BFG" inspiriert außerdem zur kreativen Auseinandersetzung mit den Themen des Films in eigenen schriftlichen, künstlerischen oder szenischen Arbeiten. So kann etwa der Größenunterschied zwischen dem Mädchen und dem Riesen ein Anlass sein, aus verschiedenen
Perspektiven Kurzfilme, Bilder oder Fotos anzufertigen.
Autor/in: Marguerite Seidel, 21.07.2016
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