1890 im US-Bundesstaat Wyoming: Die indigene Bevölkerung ist gewaltsam vertrieben, die Zeit der frontier vorüber, und weiterhin strömen zahlreiche Menschen aus Europa in das Land. Jim Averill (Kris Kristofferson), ein früherer Harvard-Absolvent, ist Sheriff von Johnson County, einem Landstrich, in dem ein blutiger Konflikt zwischen reichen Rinderzüchtern und mittellosen Einwanderinnen und Einwanderern tobt, von denen einige in ihrer Not Vieh stehlen. Mit Ella (Isabelle Huppert), der örtlichen Bordellbesitzerin, die mit den Migranten sympathisiert, verbindet ihn eine Liebesbeziehung. Allerdings fühlt Ella sich auch zu Nathan (Christopher Walken) hingezogen, einem Handlanger der Rancher. Die Situation eskaliert, als die reichen Farmer eine Todesliste mit den Namen von hundert vermeintlichen Viehdieben aufstellen und im Einverständnis mit der Regierung Kopfgeldjäger engagieren. Averill erfährt davon und bringt die Liste in seinen Besitz. Als er erkennt, dass auch Ella Ziel der Kopfgeldjäger ist, ergreift er für die Einwanderinnen und Einwanderer Partei und führt sie in den Kampf gegen die Miliz der Rancher.
Heaven's Gate ist der spektakulärste jener zahlreichen Spätwestern, in denen sich die jungen Filmschaffenden des New Hollywood kritisch mit der Geschichte der USA auseinandersetzten. In einem Nationalpark mit unzähligen Statistinnen und Statisten und aufwendigen Sets gedreht, war Michael Ciminos Vier-Stunden-Epos zur Erstaufführung ein Aufsehen erregender Kassenflop, der für das Ende des US-Autorenfilms mitverantwortlich gemacht wurde. Lange Zeit nur gekürzt erhältlich, liegt der Film inzwischen wieder in seiner Originallänge vor und gilt heute vor allem aufgrund seiner Bildgewalt als Meisterwerk. Hervorstechende Stilmittel sind die Panoramen und Kamerafahrten, in denen ein Spannungsverhältnis inszeniert wird: auf der einen Seite die weite, teils noch unberührte Landschaft, auf der anderen Seite das Elend der Siedler/-innen und der gewaltsame Klassenkampf. Cimino stellt so schon auf visueller Ebene das amerikanische Glücksversprechen, den Kern des klassischen Western, in Frage. Tatsächlich scheinen im Film unbegrenzte Möglichkeiten allein für Industrielle und Großgrundbesitzer zu bestehen, deren Gewaltausübung gegen die Migrantinnen und Migranten – ähnlich wie die bereits abgeschlossene Verdrängung der amerikanischen Ureinwohner/-innen – staatlich legitimiert ist.
Die im Detail realistische, dramaturgisch jedoch zugespitzte Darstellung der historischen Ereignisse sowie die künstlerisch anspruchsvolle Form eignen Heaven's Gate für den Einsatz im Oberstufenunterricht – vorzugsweise in den Fächern Englisch, Geschichte, Ethik und Kunst. Aufgrund der Überlänge des Films ist dabei auch die Arbeit mit Film-Ausschnitten empfehlenswert. So könnte beispielsweise die Sequenz der Ankunft des Protagonisten in Johnson County eine Auseinandersetzung mit den Gründen für Migration und deren Konsequenzen für die betroffenen Individuen anregen. Die finale Schlacht, eine Variation des Wagenburgüberfalls im klassischen "Indianer"-Western, wiederum könnte im Kontext einer Genre-Diskussion genutzt werden. Ciminos Sympathien gelten in Heaven's Gate eindeutig den mittel- und osteuropäischen Migrantinnen und Migranten. Das berühmte Rollschuh-Tanzfest im Gemeindezentrum des Ortes (mit dem Namen "Heaven's Gate") bildet auch in dieser Hinsicht eine Schlüsselszene und bietet sich schon aufgrund der virtuosen Mise-en-scène für eine Filmanalyse an.