Abgeleitet von einem Begriff aus der Theatertradition bezeichnet ein
Kammerspiel im Film eine Handlung, die nur an einem überschaubaren, klar abgegrenzten
Schauplatz spielt. Häufig ist die Einheit von Ort, Zeit und Handlung kennzeichnend für ein Kammerspiel ebenso wie die Konzentration auf wenige Figuren. Diese Reduzierung trägt oft zu einem Gefühl der Klaustrophobie bei und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schicksale, Psychologie und inneren Konflikte der Figuren. In diesem beschränkten filmischen Raum ist die
Schauspielführung von besonderer Bedeutung. Bestimmte
Gegenstände erfüllen oftmals symbolische Funktionen. Für Kammerspiele eignen sich daher insbesondere psychologische Stoffe aus den
Genres Drama und
Thriller.
Der Kammerspielfilm entstand als Genre in den 1920er-Jahren, geprägt vom
Drehbuchautoren Carl Mayer. Als erster Kammerspielfilm gilt Lupu Picks
Scherben (DE 1921). Aus dieser Zeit stammt auch Friedrich Wilhelm Murnaus berühmter Film über einen degradierten Hotelportier
Der letzte Mann (DE 1924). Die
Inszenierung eines Films als Kammerspiel wird bis heute gerne genutzt, um menschliche Konflikte in konzentrierter Form vorzuführen, zum Beispiel in
Cocktail für eine Leiche (
Rope, Alfred Hitchock, USA 1948)
Der Würgeengel (
El ángel exterminador, Louis Buñuel, MX 1962) oder in
Nobody knows (
Dare mo shiranai, Hirokazu Kore-Eda, JP 2004).