Dom Cobb ist ein viel gefragter Mann in der Industriespionage. Während Traumphasen kann er in das Unterbewusstsein anderer Menschen eindringen und dort wichtige Informationen stehlen. Sein beruflicher Erfolg hat ihn jedoch zu einem einsamen Mann gemacht: Der Witwer muss von seinen Kindern getrennt leben. Eines Tages bietet ihm ein mächtiger Unternehmer internationale Immunität an. Im Gegenzug soll Cobb diesmal aber keine Geheimnisse rauben, sondern seinem Opfer einen Gedanken einpflanzen. Mit einem Team von Spezialisten/innen bereitet sich Cobb auf den Auftrag vor.
Christopher Nolan führt sein Publikum durch ineinander verwobene Welten aus Realität, Träumen und Bewusstseinsebenen. Die anfangs zwar bewegte, aber doch den modernen Hollywood-Konventionen entsprechende Kamera wird nach und nach entfesselt, um stellenweise völlig frei im filmischen Raum zu agieren. Auch die Montage missachtet mit Fortlauf der Geschichte deutlich Continuity-Regeln, reiht Fragmente aus Raum und Zeit in harten Schnitten aneinander. Wirft Inception anfangs noch Fragen zu Träumen, Erinnerung und Unterbewusstsein auf, setzt der Film in der zweiten Hälfte vor allem auf spektakulär inszenierte Action. Diese visuelle Überwältigung, gepaart mit der ins Epische gleitenden Musik von Hans Zimmer, wirkt ohne Frage beeindruckend und lässt die Schwächen in der Charakterzeichnung beinahe vergessen. Als Zuschauer/in verliert man aber zunehmend die Orientierung in diesem filmischen Labyrinth.
Ausgehend von Sigmunds Freuds Theorien bietet sich ein Vergleich zwischen Ausschnitten aus Luis Buñuels Ein andalusischer Hund (Un chien andalou, Frankreich 1929), Tarsem Singhs The Cell (USA, Deutschland 2000) und Inception an: Wie wird in unterschiedlichen Kontexten das Unterbewusste visualisiert? Im Kunstunterricht kann der Film dazu anregen, sich mit der Op-Art-Bewegung zu beschäftigen und dabei zu analysieren, wie deren ästhetische Prinzipien im Film, besonders im Setdesign, Eingang gefunden haben. Zudem lässt sich ein Bezug zu den Bildern – etwa den endlosen Treppen – von Maurits Cornelis Escher und surrealen Gemälden von René Magritte herstellen. Nicht zuletzt kann Inception auch ein Anstoß sein, um das Verhältnis von Kapitalismus und Ethik zu hinterfragen. Denn Nolan erzählt von einer Welt, in der die Gier nach Profit ein Maß erreicht hat, die auch vor der Manipulation des tiefsten Kerns individueller Persönlichkeit nicht zurück schreckt.
Autor/in: Alejandro Bachmann (erstmals veröffentlicht am 23.07.2010), 14.08.2020