Es herrscht Krieg in der Galaxis. Das Imperium versucht mit einer neuen Superwaffe, seine Kontrolle über die Planetensysteme zu festigen. Einer Gruppe von Rebellen um Prinzessin Leia ist es jedoch gelungen, die Baupläne dieses "Todessterns" zu stehlen. Damit wollen sie eine Schwachstelle in der scheinbar unbezwingbaren Raumstation finden. Doch der schwarz gewandete (Glossar:
Kostüm/Kostümbild) Darth Vader macht als oberster Handlanger des Imperiums Jagd auf die Widerständigen. Kurz vor ihrer Gefangennahme versteckt Leia die Pläne samt einer Nachricht im Roboterdroiden R2-D2. Von all dem weiß der Bauernjunge Luke zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Als Waise lebt er bei Onkel und Tante auf einem Wüstenplaneten (Glossar:
Drehort/Set). Zufällig kommt er in Besitz von R2-D2 und Leias Botschaft und erkennt den Einsiedler Ben als eigentlichen Adressaten der Nachricht. Als Überlebender der legendären Jedi-Ritter hält dieser sich in Lukes Heimat vor dem Imperium versteckt. Gemeinsam brechen die beiden auf, um Prinzessin Leia aus den Fängen von Darth Vader zu retten und den Todesstern zu zerstören.
Mit seinen eindrucksvollen, in der Urfassung noch vorwiegend praktischen
Spezialeffekten, einer simplen, aber mitreißend erzählten Handlung vom Kampf "Gut gegen Böse" und einer klaren Bildsprache wurde
Krieg der Sterne bei seinem Erscheinen 1977 zum bis dahin finanziell erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten. Schon durch den einleitenden Satz "Es war einmal vor langer Zeit …" mehr als Weltraummärchen denn als "harte"
Science-Fiction markiert, zeigt sich die von Regisseur George Lucas erdachte Geschichte von zahlreichen Werken wie der
Artus-Sage oder japanischen Samurai-Filmen inspiriert. Während Lucas' TV-Jugendheld Flash Gordon sowie die gleichnamige Fernsehserie (Edward Gruskin/Wenzel Lüdecke, USA/BRD 1954-55) als Paten für die Grundidee und den berühmten Lauftext als Eröffnung des Films (Glossar:
Exposition) standen, entsprechen
Einstellungen und
Montage der Weltraumschlachten fast eins zu eins den Flugzeugkämpfen aus den
Kriegsfilmen Mai 1943 – Die Zerstörung der Talsperren (
The Dam Busters, Michael Anderson, UK 1955) und
Kampfgeschwader 633 (
633 Squadron, Walter Graumann, UK/USA 1964). Seinen eigenen Stil prägte
Krieg der Sterne dagegen im
Produktionsdesign: Neben der sauber verschraubten Technik zeitgenössischer Science-Fiction wie Stanley Kubricks
2001: Odyssee im Weltraum (
2001: A Space Odyssey, GB/USA 1968) wirken die Designs der klassischen
Star-Wars-Trilogie (1977-1983) geradezu abgewrackt.
Fast im Alleingang formte das befreundete Duo aus George Lucas und Steven Spielberg (
Der weiße Hai/Jaws, USA 1975) ab Ende der 1970er-Jahre den
Autorenfilm der
New-Hollywood-Ära in das kommerzielle
Blockbuster-Kino um. In einer filmhistorischen Betrachtung kann
Krieg der Sterne als Ausgangspunkt für diese Entwicklung genommen werden, die heute noch in der multimedialen Verwertung von
Star Wars oder anderen
Franchises wie dem Marvel-Cinematic-Universe® ihre logische Konsequenz findet. In den sprachlichen Fächern bietet sich der Film zur Analyse seiner narrativen Struktur an. Lucas folgt fest einer
Drei-Akt-Dramaturgie, sein Protagonist Luke Schritt für Schritt der von Joseph Campbell beschriebenen Heldenreise. John Williams' opulenter Orchestersoundtrack untermalt diese Entwicklung. Die Wagnerschen Leitmotive von Held/-innen und Antagonisten dienen als anschaulicher Einstieg in das Thema
Filmmusik, ihr Einsatz kann über
Krieg der Sterne hinaus in den Filmen der Hauptreihe verfolgt werden. Kontrovers diskutiert wird in der Fangemeinde außerdem die vielfältige Versionsgeschichte des Films, denn Lucas wandelte – vor allem durch computergenerierte Bilder (Glossar:
CGI) – die Kinofassung über die Jahre immer weiter ab. Ältere Lerngruppen können auf YouTube
Szenen der unterschiedlichen Versionen vergleichen und medientheoretische Fragen diskutieren: Welchen Einfluss hat die schlechte Verfügbarkeit der ursprünglichen Kinofassung auf filmhistorische Betrachtungen? Und welchen Stellenwert besitzt ein "Original" noch im Zeitalter digitaler Bearbeitungsmöglichkeiten?
Autor/in: Severin Schwalb, 14.05.2024
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