Der zehnjährige Max ist ein übergewichtiger, blasser Brillenträger. Trotzdem wird er von allen „Häuptling“ genannt, denn in seinem Leben dreht sich alles um die Welt der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Deren Rituale und Accessoires helfen ihm, besser mit der Trennung seiner Eltern zurechtzukommen. Die Sommerferien verbringt Max im Indianercamp, wo er den introvertierten Morten kennenlernt. Eines Abends hören sie im Radio, dass die Karl-May-Festspiele einen neuen Darsteller für Winnetous Sohn suchen. Für Max ist es völlig klar, dass er die Rolle übernehmen muss, denn er sieht darin auch die Chance, seine Eltern wieder zusammenzubringen. Obwohl Max weder das Reiten noch das Bogenschießen beherrscht, ist er überzeugt, diese Hürden in kurzer Zeit meistern zu können.
Winnetous Sohn, Trailer (© Weltkino)
Winnetous Sohn ist der erste Film, der von der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ gefördert wurde. Diese Förderung wird für originäre Stoffe vergeben, die nicht auf literarischen
Vorlagen beruhen. Obwohl die Dramaturgie der Freundschaft zweier ungleicher Jungen vorhersehbar wirkt, erzählen die
Drehbuchautoren Anja Kömmerling und Thomas Brix eine lebensnahe Geschichte mit vielen komischen Momenten. Der Humor entsteht einerseits durch die Sprache von Max, der altklug die Indianerweisheiten seines Vaters wiederholt, andererseits durch den Einsatz von Slapstick-Elementen. Auf kindgerechte Weise zeigt Regisseur André Erkau, wie Vorurteile zu überwinden sind und wie man mit Mut, Selbstvertrauen und echten Freunden Träume verwirklichen kann. Dass das Hauptaugenmerk des Filmes nicht nur auf diesen pädagogischen Botschaften liegt, ist auch der schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers Lorenzo Germano zu verdanken.
Neben der Untersuchung der ungleichen Freundschaft zwischen Max und Morton kann die Rolle der Eltern thematisiert werden. Während Max trotz deren Trennung Selbstbewusstsein vermittelt bekommt, wird Morton aufgrund der extremen Fürsorglichkeit der Chance beraubt, eigenverantwortlich zu handeln. In diesem Kontext bietet der Film zahlreiche Möglichkeiten, auch nonverbale Ausdrucksmittel der Hauptdarsteller zu analysieren. Die wiederholt zitierten „Indianerweisheiten“ legen zudem eine Untersuchung indigener Werte und Lebenswelten (beziehungsweise unserer Klischeevorstellungen) nahe. Ebenso kann eine Auseinandersetzung mit dem Westerngenre stattfinden, da sowohl die
Filmmusik wie auch die
Kostüme darauf verweisen.
Autor/in: Hanna Falkenstein, Kulturwissenschaftlerin sowie Autorin von pädagogischen Materialien, 08.04.2015
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