Wichtiger Hinweis:

Dieser Text ist zuerst erschienen im Booklet zur DVD Zum externen Inhalt: "Shoah" (öffnet im neuen Tab), Claude Lanzmann, Frankreich 1985, herausgeben von der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Namen der Ortschaften und Lager folgen den Bezeichnungen, die Claude Lanzmann im Film verwendet; landessprachliche Bezeichnungen gegebenenfalls in Klammern.

Jüdische Überlebende

Aaron, Armando
Griechischer Jude. Überlebender von Auschwitz-Birkenau 1 , wohin er 1944 von der Insel Korfu deportiert worden war. Nach dem Krieg arbeitete er als Gemeindevorsteher in Korfu.

Biren, Paula
Polnische Jüdin. Überlebende des Ghettos von Łódź und des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Nach der Befreiung emigrierte sie in die USA.

Bomba, Abraham
Deutsch-polnischer Jude, gelernter Friseur. Aus dem Ghetto Częstochowa wurde er 1942 nach Treblinka deportiert. Dort kam er in das "Friseurkommando" des Lagers und musste den Frauen und Kindern vor ihrem Gang in die Gaskammern die Haare schneiden. Nach dem Krieg ging er nach New York, später nach Tel Aviv. Er trat als Zeuge bei den Düsseldorfer Treblinka-Prozessen auf.

Deutschkron, Inge
Deutsche Jüdin. Sie überlebte das NS-Regime versteckt in Berlin. Später war sie weltweit als Journalistin tätig und nahm 1966 die israelische Staatsbürgerschaft an. Ihre Erinnerungen veröffentlichte sie im Jahr 1975 in dem Buch Ich trug den gelben Stern.

Dugin, Itzhak
Lettischer Jude. Überlebender des Ghettos von Wilna. Nach dessen Liquidierung musste er als "Arbeitsjude" helfen, die Spuren des Massenmordes im Wald von Ponar (Ponary) zu beseitigen.

Elias, Ruth
Tschechische Jüdin. Überlebende von Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau. Dort gebar sie ein Kind und tötete es, um es dem Zugriff von Lagerarzt Dr. Mengele zu entziehen. 1949 emigrierte sie nach Israel. 1988 veröffentlichte sie ihr Buch Die Hoffnung erhielt mich am Leben.

Glazar, Richard
Tschechischer Jude. Überlebender von Treblinka, wo er als "Arbeitsjude" in der Sortierbaracke, später auch im "Kommando Tarnung" eingesetzt wurde. Nach dem Krieg lebte er in Prag, Paris, London und in der Schweiz. Er war Zeuge in den Düsseldorfer Treblinka-Prozessen. 1992 erschienen seine Erinnerungen Die Falle mit dem grünen Zaun.

Mordo, Moshe
Griechischer Jude aus Korfu. Überlebender von Auschwitz-Birkenau, wo seine gesamte Familie ermordet wurde.

Müller, Filip
Slowakischer Jude. Überlebender von Auschwitz-Birkenau, wo er im "Sonderkommando" im Krematorium arbeiten musste. 1963 sagte er beim Frankfurter Auschwitz-Prozess aus. Er veröffentlichte 1979 den ersten und einzigen Bericht aus dem Inneren der Gaskammern: Sonderbehandlung. Drei Jahre in den Krematorien und Gaskammern von Auschwitz.

Podchlebnik, Michael (auch Mordechaï)
Polnischer Jude. Überlebender des Vernichtungslagers Chełmno (Kulmhof). Er wurde im "Waldkommando" eingesetzt, das die Massengräber für die Leichen aus den Gaswagen ausheben musste. 1961 trat er als Zeuge beim Eichmann-Prozess in Jerusalem auf.

Rotem, Simha, genannt "Kazik"
Polnischer Jude. Überlebender des Warschauer Ghettos, wo er Mitglied der jüdischen Kampforganisation war. 1946 wanderte er nach Palästina aus. Sein Buch Kazik – Erinnerungen eines Ghettokämpfers wurde im Jahr 1996 publiziert.

Schneider, Gertrude (geb. Hirschhorn)
Österreichische Jüdin. Überlebende des Ghettos Riga, der Konzentrationslager Riga-Kaiserwald und Stutthof. Sie emigrierte im Jahr 1947 in die USA und schrieb mehrere Publikationen über das Ghetto in Riga. 2006 erschien ihr Buch Reise in den Tod. Deutsche Juden in Riga 1941–1944.

Srebnik, Simon (auch Srebnik, Shimon)
Polnischer Jude aus Łódź. Überlebender des Ghettos Łódź und der zweiten Vernichtungsphase (1944–45) von Chełmno, wo er 13-jährig als "Arbeitsjude" eingesetzt wurde und den Spitznamen "Der singende Junge" erhielt, da er für seine Peiniger immer Volkslieder singen musste. Nach Beendigung des Krieges emigrierte er nach Israel und sagte dort 1961 im Eichmann-Prozess aus.

Vrba, Rudolf
Slowakischer Jude. Überlebender von Auschwitz-Birkenau. Dort hatte er Kontakte zur Widerstandsbewegung. Nach enttäuschten Hoffnungen auf einen Aufstand gelang ihm die Flucht. Schon 1944 verfasste er gemeinsam mit Alfred Wetzler einen Bericht über die Vernichtungsmaschinerie des Lagers, der aufgrund seiner Genauigkeit und Authentizität unter den westlichen Alliierten für Aufsehen sorgte (Vrba-Wetzler-Bericht). Er war 1961 Kronzeuge beim Eichmann-Prozess in Jerusalem und sagte 1964 im Frankfurter Auschwitz-Prozess aus. Im gleichen Jahr erschien sein Buch Ich kann nicht vergeben.

Zaidl, Motke
Lettischer Jude. Überlebender des Ghettos Wilna. Er wurde wie Itzhak Dugin als "Arbeitsjude" bei den Massengräbern im Wald von Ponar eingesetzt.

Zuckermann, Yitzhak, genannt "Antek"
Lettischer Jude. Überlebender des Warschauer Ghettos. Dort übernahm er unter dem Decknamen Antek das Kommando der jüdischen Kampforganisation ŻOB (poln. Żydowska Organizacja Bojowa), die den Warschauer Ghettoaufstand organisierte. Nach dem Krieg ging er nach Israel und gründete dort den Kibbuz und das gleichnamige Museum Lohamei Haghetaot (Kibbuz und Haus der Ghettokämpfer). Sein Buch A Surplus of Memory – Chronicle of the Warsaw Ghetto Uprising erschien 1993 in Berkeley.

Zeugen und Sachverständige

Borowi, Czeslaw
Bauer aus Treblinka.

Falborski, Bronislaw
Kfz-Mechaniker aus Koło. Er erhielt 1942 den Auftrag, einen der Gaswagen von Chełmno zu reparieren, weshalb er später wichtige Aussagen über die Beschaffenheit der Wagen zu Protokoll geben konnte.

Herr Filipowicz
Einwohner von Włodawa.

Gawkowski, Henrik
Lokführer aus Małkinia. Er fuhr viele Transporte nach Treblinka.

Hilberg, Raul
Historiker und Holcaust-Forscher österreichisch-jüdischer Herkunft. 1939 emigrierte er in die USA. 1961 veröffentlichte er seine Dissertation unter dem Titel Die Vernichtung der europäischen Juden, die inzwischen als Standardwerk zur nationalsozialistischen Vernichtungspolitik gilt. In "Shoah" zitiert und kommentiert er aus Adam Czerniakóws Tagebüchern (1939–1942), die als eines der wichtigsten Dokumente über die Verfolgung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten gelten.

Karski, Jan
Polnischer Offizier und Kurier der polnischen Exilregierung in London während der Besatzung Polens durch NS-Deutschland. 1943 wurde er in das Warschauer Ghetto und auch in ein Lager eingeschleust, um später als Augenzeuge der Judenvernichtung den Alliierten berichten zu können.

Täter und Täterinnen

Grassler, Dr. jur. Franz
Deutscher Rechtsanwalt. Er arbeitete als Assistent von Dr. Hans Auerswald, dem Kommissar des Warschauer Ghettos. Beide wurden für ihre Tätigkeit im Ghetto nie zur Rechenschaft gezogen. Nach dem Krieg schrieb Grassler Bergführer und war Beauftragter für die Bibliothek des Deutschen Alpenvereins.

Michelsohn, Martha
Ehemalige deutsche Aussiedlerbetreuerin und Ehefrau des Lehrers an der deutschen Volksschule von Chełmno. Die Wohnung der Eheleute, beide Mitglieder der NSDAP, lag direkt gegenüber von Schloss und Kirche, die der SS als Lagergebäude dienten.

Oberhauser, Josef
SS-Offizier. Er war in verschiedenen Konzentrationslagern im besetzten Polen und von 1943–1945 als Kommandant des Konzentrationslagers Risiera di San Sabba in Oberitalien tätig. Nach dem Krieg wurde er mehrfach verurteilt und amnestiert. Später arbeitete er als Wirt in einem Münchner Bierlokal.

Schalling, Franz
Mitglied der Schutzpolizei. 1941–1942 wurde er im "Schlosskommando" Chełmno zur Bewachung des Lagergeländes eingesetzt.

Stier, Walter
Mitglied der NSDAP und hoher Beamter der Reichsbahn. Ab 1943 leitete er das Referat "Sonderzüge" im Dezernat 33, das die Fahrpläne für die Judentransporte ausarbeitete. Nach dem Krieg war er in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn tätig.

Suchomel, Franz
SS-Unterscharführer. Er war als Lagerwächter in Treblinka und Sobibór tätig. Nach dem Krieg ging er wieder seinem Beruf als Schneidermeister nach. Er wurde 1965 im Düsseldorfer Treblinka-Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt und nach vier Jahren entlassen.