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Umwelt im Dokumentarfilm
Wie viel Polemik verträgt ein Dokumentarfilm und wann hebelt die Inszeniertheit den Anspruch einer sachlichen Sujet-Annäherung bereits im Kern aus?
Dürre, Überschwemmungen, Hurrikane, Hungersnöte und die höchsten Durchschnittstemperaturen seit seit Beginn der Aufzeichnungen - der Klimawandel, der schon in den vergangenen Jahren beobachtet werden konnte, hat bereits zu massiven Veränderungen an Umwelt und Gesellschaft geführt. Wissenschaftlichen Aussagen gemäß wird die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten drastisch zunehmen und verheerende Folgen für Natur und Menschen haben. Wenn wir nicht handeln! Dass Klimawandel und Umweltzerstörung als globale Probleme wahr- und ernstgenommen werden, zeigt die große Resonanz der Medien – wobei die gefühlte Tragweite der Problematik durchaus variiert: Von einer Klima-Hysterie sprechen die einen, vor dem drohendem Klima-Kollaps warnen die anderen. Ökologische Aufklärung betreiben zunehmend auch Dokumentarfilme, die sich spätestens seit (Davis Guggenheim, USA 2006) verstärkt dem Thema annehmen.
Eindeutige Appelle
In seiner aktuellen Ausgabe stellt kinofenster.de drei aktuelle Kinofilme zur Diskussion, die auf unterschiedliche Weise das Thema Umwelt dokumentarisch in den Blick nehmen.
Zum Filmarchiv: "Königreich Arktis" erzählt von dem Heranwachsen einer jungen Eisbärin und eines Walrosses in ihrem zunehmend bedrohten Lebensraum. Visuell beeindruckend, wenn auch teilweise beschönigend, ergreift er Partei für das Schicksal bedrohter Tierarten – und bringt ganz nebenbei Kindern und Jugendlichen anschaulich die Problematik des Klimawandels nahe. Die von dem Schauspieler und Umwelt-Aktivisten Leonardo DiCaprio produzierte Dokumentation Zum Filmarchiv: "11th Hour – 5 vor 12" stellt dar, wie wir Menschen Ökosysteme beeinflussen. Es ist "fünf vor zwölf", so die titelgebende Botschaft des ambitionierten Filmprojekts, unsere letzte Chance das Ruder herumzureißen. "Zum Filmarchiv: "Menschen, Träume, Taten"" von Andi Stiglmayr schließlich schildert die Herausforderungen einer gelebten Utopie, denen sich die Bewohner/innen des Öko-Dorfs Sieben Linden in der brandenburgischen Altmark stellen müssen.
Das Wesen des Dokumentarfilms
Ein gefährdetes Polarparadies, unsere Erde als tickende Zeitbombe, die ökologische Alternative – so unterschiedlich diese Filme auch sein mögen, stellen sie sich doch mehr oder weniger in den Dienst der guten Sache, nämlich des umweltpolitischen Appells.
Was aus ökologischer Perspektive sicherlich seine Berechtigung hat, rührt jedoch zugleich an die Integrität eines Genres, das eine Annäherung an die Realität sein will. Denn einen Sachverhalt zu dokumentieren, sollte auch den Versuch beinhalten, eine komplexe Situation aus möglichst verschiedenen Blickwinkeln zu verstehen. Wie viel Polemik verträgt ein Dokumentarfilm und wann hebelt die Inszeniertheit den Anspruch einer sachlichen Sujet-Annäherung bereits im Kern aus? Mit drei interessanten Filmen rund um das Thema Umwelt geht kinofenster.de einem wirklichkeitsnahen Genre auf den Grund.