Bildungsrelevant, weil der Film die Lebensrealität syrischer Leiharbeiter im Libanon verdichtet und Fragen nach Freiheit, Identität und Ausdruck jenseits starrer Rollenbilder stellt.

Die Geschichte: Über den Dächern von Beirut

Beirut, Anfang der 2010er-Jahre: Der syrische Leiharbeiter Mohammad teilt sich mit vielen Männern einen engen Schlafraum. Ein Kleinbus bringt sie täglich zur Baustelle. An diesem Morgen sucht der Vorarbeiter jemanden für den gefährlichen Arbeitsplatz auf einem Turmdrehkran, den alle "das Biest" nennen. Während andere zögern, übernimmt Mohammad. Über Stege und Leitern steigt er in die Kabine hoch über den Straßenschluchten. Dort findet er ein Transistorradio, aus dem Musik erklingt. Er tanzt, erst nur mit den Händen, dann in seiner Fantasie freischwebend über den Dächern. Für Momente weichen Lärm, Enge und Hierarchie einer Ruhe. Am Abend kehrt Mohammad in die Sammelunterkunft zurück, verändert, ohne ein Wort zu verlieren.

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Filmische Umsetzung: Zwischen Enge und Weite

Regisseurin Dania Bdeir erzählt fast ohne Dialog und setzt auf die Kraft der Bilder. Kalte Grau- und Blautöne prägen die Realität der Baustelle. Die Kamera zeigt die Unterkunft, den vollen Fahrstuhl und die beengte Kranführerkabine in Nah- und Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen), die Mohammad isolieren. Drohnenaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) eröffnen den Blick auf die Stadt und lassen die Höhe spürbar werden. Mit Mohammads Tanz wandelt sich die Zum Inhalt: Farbgestaltung: Warme Rottöne des Sonnenuntergangs und die Fantasie, in Rot gekleidet über der Stadt zu tanzen, bilden einen starken Kontrast zur kühlen Arbeitswelt. Die Zum Inhalt: Montage wechselt zwischen detailreichen Nahaufnahmen und weiten Stadtansichten, was das Spannungsverhältnis zwischen physischer Gefangenheit und innerer Freiheit verstärkt. Zum Inhalt: Musik und Zum Inhalt: Tongestaltung bleiben zurückhaltend und geben der tänzerischen Bewegung Raum für ihre Wirkung.

Thema: Arbeit, Isolation und Selbstbestimmung

Der Film spielt vor dem Hintergrund des Baubooms im Beirut der 2010er-Jahre, einer Phase, in der viele Syrer als Leiharbeiter unter prekären Bedingungen arbeiteten. Das im Libanon verbreitete Zum externen Inhalt: Kafala-System (öffnet im neuen Tab) band sie an ihre Arbeitgeber und schränkte ihre Rechte ein. Mohammads Aufstieg in die Höhe wird so zu einer doppelten Bewegung: Er verlässt die hierarchisch geprägte Welt am Boden und schafft sich in der Kabine einen Raum für Selbstbestimmung. Die Regisseurin greift damit auch Fragen nach Männlichkeitsbildern und künstlerischem Ausdruck auf. Die Tanzszene verbindet traditionelle Elemente des Bauchtanzes mit einer selbstbewussten, individuellen Interpretation. Gleichzeitig ist der Film in seiner Inszenierung von Distanz und Nähe auch ein Kommentar zu gesellschaftlicher Unsichtbarkeit: Von oben sieht Mohammad die Stadt, unten kennt niemand seine Geschichte.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Mohammad übernimmt den gefährlichen Job auf dem Kran, den sonst niemand machen will. Warum könnte er das getan haben? Und was sagt das über Arbeit, Männlichkeit oder Selbstbestimmung aus?

  • Der Kran ist ein Ort der Einsamkeit. Wie verändert dieser Ort hoch über der Stadt, die Art wie wir Mohammad sehen?

  • Was verändert sich in Mohammad, als er tanzt, und wie kannst du das in seinen Bewegungen und seinem Gesicht ablesen?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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