"Without me there would not be an Elvis Presley," sagt der Schausteller Colonel Tom Parker, der Presleys Talent früh entdeckt und zwei Jahrzehnte lang als Manager fördert. Seine musikalische "Erweckung" und erste Inspiration zieht Elvis aus schwarzer Gospel- und Bluesmusik. Der wilde Sound kitzelt den Nerv der rebellierenden Jugend der 1950er-Jahre ebenso wie Elvis' extravaganter Stil mit Tolle, grellen Outfits und anzüglichem Hüftschwung. Rasch steigt der Rockabilly-Pionier zum Idol auf, was Parker geschickt zu vermarkten weiß. Doch mit dem Erfolg wächst auch der Widerstand des konservativen Establishments gegen seine kokettierende Art. Also absolviert Elvis zur Imagepflege seinen Militärdienst in Deutschland, wo er seine spätere Frau Priscilla kennenlernt. Zurück in den USA erlebt Presley seinen Karrierehöhepunkt. Er dreht große Fernsehspecials und Hollywoodfilme. Später verdient er mit umjubelten Shows in Las Vegas abermals Rekordsummen. Zugleich hinterlassen Überanstrengung und sein Medikamentenmissbrauch Spuren. Als Presley 42-jährig stirbt, sehen viele Fans die Verantwortung beim gewinnsüchtigen Parker.
Der exzessive
Inszenierungsstil, für den Regisseur Baz Luhrmann bekannt ist, bricht sich gleich zum Auftakt Bahn. Wie in Luhrmanns
Musical Moulin Rouge (USA 2001)
rauscht die Kamera durch opulent ausgestattete
Settings. Die rastlose
Montage und optische Stilmittel wie
Splitscreens oder
Zeitraffer greifen die Dynamik des Protagonisten auf und zeigen zugleich die Konstruiertheit des Films an. Der von Tom Hanks gespielte Colonel Parker sortiert die Eindrücke in einem
Voice Over. Die langjährige Kollaboration zwischen dem Manager und "seinem" Star steht im Fokus des konventionell arrangierten Biopics, das in chronologischer Folge Schlaglichter auf Höhe-, Wende- und Tiefpunkte in Presleys Leben wirft und die gesellschaftliche Entwicklung bis zu dessen Tod 1977 miterzählt. In der Titelrolle besticht Austin Butler, der in den mitreißenden Konzert
szenen akkurate Elvis-Posen einnimmt. Im Schlussteil wandelt sich die überbordende Hommage angesichts Elvis‘ privater Rückschläge zum fast klassisch gestalteten Drama.
Im Sprach- oder Kunstunterricht regt das Biopic zur Diskussion über das Showgeschäft an. Als Popikone des 20. Jahrhunderts kultivierte der "King" sein Image, so dass seine Markenzeichen bis heute geläufig sind. Eine Figurenanalyse kann Presleys Beziehung zu Tom Parker beleuchten. Dieser fühlt sich Elvis schicksalhaft verbunden ("He was my destiny"), giert aber in erster Linie nach Profit. Die ambivalente Verbindung kann eine Debatte über Ausbeutung und Kommerz in der Unterhaltungsindustrie anstoßen. Besprechenswert ist weiterhin die Wechselwirkung von Presleys Laufbahn mit dem historischen Kontext. In den 1950er-Jahren erregte der "white boy with black hips" die Gemüter, später werden die Attentate auf Martin Luther King und Robert Kennedy relevant. Zudem schlagen vereinzelte HipHop-Elemente eine Brücke in die subkulturelle Gegenwart. Gibt es ein heutiges Äquivalent zu Elvis? Wodurch hat der Künstler das Establishment so provoziert?
Arbeitsblatt zu Elvis
Fächer: Deutsch, Musik, Englisch ab Klasse 8
Vor dem Filmbesuch:
a) Tauscht euch darüber aus, was ihr mit Elvis Presley in Verbindung bringt (beispielsweise Musikstil, Spitzname, Songs, äußere Merkmale … ).
b) Lest euch den Artikel
"Karrierestart des King of Rock'n'Roll“ durch und fasst in wenigen Sätzen zusammen, wodurch sich Elvis Presley von anderen jungen, weißen Interpreten unterschied.
c) Stars haben in der Regel ein Image – es wird in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild erzeugt, das sich aus unterschiedlichen Eigenschaften zusammensetzt. Überlegt in Kleingruppen, wie dieses Bild erzeugt wird (Verhalten bei Auftritten, Kleidung, Social Media etc.). Tauscht euch in der Klasse darüber aus, inwieweit ein Image für Künstler/-innen und Fans bedeutsam ist.
d) Lest euch die Definition des
Biopics durch. Gebt sie in eigenen Worten wieder.
e) Welches Image hatte der junge Elvis Presley? Bezieht eure Überlegungen aus den Arbeitsschritten a) und b) ein. Vergleicht, inwieweit der Trailer zum Biopic
Elvis mit euren Überlegungen übereinstimmt.
Während des Filmbesuchs:
f) Achtet darauf, wie und durch wen sich Elvis Presleys Image formt. Legt euren Fokus auch auf filmästhetische Besonderheiten (beispielsweise
Splitscreen,
animierte Sequenzen).
Nach dem Filmbesuch:
g) Tauscht euch darüber aus, was euch besonders überrascht und/oder berührt hat.
h) Tragt eure Ergebnisse zu den filmästhetischen Besonderheiten zusammen. Erörtert, welche Wirkung dadurch auf die Zuschauenden erzeugt wird. Vergleicht eure Ergebnisse mit dem zweiten Absatz der Filmbesprechung
Elvis.
i) Erklärt, welche Rolle Elvis Presleys Manager für dessen Image spielte.
j) Erörtert, welche Strategie die Filmfigur Colonel Tom Parker In Bezug auf Presleys Image verfolgt.
k) Im
Soundtrack des Films werden Songs von Elvis Presley mit Hip-Hop-Rhythmen unterlegt. Welche Wirkung wird dadurch erzeugt?
Differenzierung für die Oberstufe (Arbeitsschritte k) und l))
l) Es gab immer wieder Diskussionen, dass sich Elvis Presley als weißer Musiker den als schwarz gelesenen Rock'n'Roll
angeeignet habe. Positionieren Sie sich dazu basierend auf Ihrem (kulturwissenschaftlichen) Vorwissen.
m) Lesen Sie sich folgenden
Artikel. durch. Arbeiten Sie Karl Bruckmaiers These zur kulturellen Aneignung in der Popkultur heraus. Nehmen Sie dazu kritisch Stellung.
n) Gibt es heutzutage Stars mit einem ähnlich kontroversen Image wie dem vom jungen Elvis Presley? Erstellen Sie in Partnerarbeit Präsentationen, in denen Sie Sänger/-innen oder Bands vorstellen. Gehen Sie dabei auf deren Musik, deren Image (und wie dieses kreiert wird) ein.
o) Stellen Sie Ihre Präsentationen vor und geben Sie einander kriterienorientiertes Feedback.
p) Diskutieren Sie abschließend das Verhältnis von Pop-Kultur und Authentizität (Echtheit). Inwieweit sind Biopics authentisch? Was unterscheidet sie von Dokumentarfilmen? Beziehen Sie Ihre Ergebnisse aus Arbeitsschritt d) mit ein.
Autor/in: Christian Horn (Filmbesprechung), Ronald Ehlert-Klein (Arbeitsblatt), 21.06.2022
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