Das untote Skelett Jack Skellington genießt als Kürbiskönig und Herr des Spuks viel Ansehen in der von allerhand Gruselwesen bevölkerten "Halloween Town". Alljährlich organisieren die dort lebenden Gestalten ein rauschendes Halloweenfest, doch dieses Jahr sehnt sich Jack nach Abwechslung. Das bunte und fröhliche Treiben in der von ihm entdeckten Parallelwelt "Christmas Town" inspiriert ihn dazu, es mal mit einem Weihnachtsfest zu versuchen. Also lässt Jack den Weihnachtsmann entführen, um als Nikki-Graus selbst Geschenke zu verteilen. Die aus Lumpen zusammengenähte und heimlich in Jack verliebte Sally ahnt sofort, dass dies keine gute Idee ist. Sie will den Halloween-Macher von seinem ungewöhnlichen Plan abbringen, wird aber von ihrem Schöpfer Dr. Finklestein eingesperrt. So kommt es zu einigen Turbulenzen, durch die sowohl das Weihnachtsfest als auch die Halloweenfeier auf dem Spiel stehen.
Das nach einer Story-Vorlage von Tim Burton in Szene gesetzte
Stop-Motion-Musical aus dem Jahr 1993 genießt als skurrile Mischung aus Weihnachts- und Halloweenfilm längst Kultstatus. Zahlreiche liebevoll gestaltete, oft augenlose
Fantasy-Wesen verleihen den stimmig designten Welten sowie der märchenhaften Geschichte reichlich Charme und Herz. Der ins Surreale driftende Stil des Regisseurs Henry Selick (
Coraline, USA 2009) erinnert mit Zitaten aus dem expressionistischem
Stummfilmkino deutlich an die Handschrift des Story-Verfassers und Produzenten Burton, der offenbar sehr aktiv an der Entstehung mitwirkte. Die beiden Sphären aus
Nightmare before Christmas unterscheiden sich durch die
Farbgebung und Stimmungslage voneinander: In der Halloweenwelt dominieren dunkle, matte Farben und Melancholie, in der Weihnachtwelt lockern Farbtupfer und beschwingte Fröhlichkeit die Atmosphäre. Bevor sich am Ende alles zum Guten wendet, eskaliert die Situation mittels augenzwinkernder Actioneinlagen.
Im Fach Kunst regt das "Puppen-Grusical" eine ästhetische Analyse an. Wie beeinflusst die haptische Stop-Motion-Technik die Filmwirkung, welche Elemente und Zitate aus der Popkultur und – für ältere Jahrgangsstufen – auch aus dem
Horrorfilm-
Genre prägen die Fantasy-Welt? Anhand kurzer selbst erstellter Stop-Motion-Clips können die Schüler/-innen den Entstehungsprozess nachfühlen und ihren Blick für die aufwändige Umsetzung des Films schulen. Inhaltlich kann die Sehnsucht des Hauptcharakters Jack Skellington nach neuen Erfahrungen und sein Scheitern in der Weihnachtswelt diskutiert werden, natürlich auch anhand der
Gesangseinlagen. Was veranlasst Jack dazu, die Halloween-Feierlichkeiten sausen zu lassen? Und wieso stößt sein Auftritt als Nikki-Graus auf Ablehnung? Hier spielt Jacks als gruselig empfundene Andersartigkeit eine Rolle, was auch für die künstlich erschaffene und tieftraurige Sally gilt. Das Feiertags-
Setting bietet ein Gespräch über die Ursprünge von Halloween und Weihnachten an. Mit welcher Intention sind die Feste entstanden, wie werden sie heute gefeiert? Hier können auch die jeweiligen Konsumhintergründe debattiert werden.
Arbeitsblatt zum Film Nightmare Before Christmas (USA 1993, Regie: Henry Selick)
Fächer: Deutsch, Kunst, Musik ab Klasse 7, ab 12 Jahre
Vor der Filmsichtung:
a) Tauscht euch im Plenum darüber aus, was ihr mit dem Filmtitel
Nightmare Before Christmas assoziiert.
b) Seht euch die
Anfangssequenz (0:00:00-0:04:44) von
Nightmare Before Christmas an. Achtet dabei auf die
Animationstechnik und den Einsatz der
Filmmusik. Erläutert anschließend, warum
Nightmare Before Christmas als "Puppen-Grusical" bezeichnet wird.
c) Seht euch die Sequenz noch einmal an und diskutiert, welche Atmosphäre die
Farb- und Lichtgestaltung erzeugen.
Während der Filmsichtung:
d) Achtet arbeitsteilig darauf, wie Halloween Town und Christmas Town dargestellt werden. Geht insbesondere auf die Figuren und die filmästhetischen Mittel (beispielsweise
Schauplätze,
Musik, Farb- und Lichtgestaltung) ein.
Nach der Filmsichtung:
e) Tauscht euch im Plenum zu euren Seheindrücken aus. Was hat euch besonders gut gefallen?
f) Fasst die Handlung des Films in Form einer
Synopsis schriftlich zusammen. Ihr solltet nicht mehr als fünf Sätze schreiben.
g) Vergleicht eure Synopsen und die Ergebnisse aus Aufgabe d) im Plenum.
h) Tauscht euch über die Ursprünge von Halloween und Weihnachten aus und gleicht euer Wissen mit den Übersichtstexten
Halloween: Vom Totenkult zum Partyspaß und
Weihnachtsbräuche ab.
i) Halloween Town und Christmas Town werden mit Hilfe der
Stop-Motion-Technik animiert. Wie ihr diese selbst anwenden könnt, erklärt Euch Konrad in seinem
Knetfilm-Tutorial. Seht euch den ersten Teil an. Zur Vertiefung könnt ihr auch folgenden
kinofenster.de-Artikel lesen.
j) Bildet Gruppen von drei bis fünf Schüler/-innen und produziert einen eigenen Kurzfilm mit einer Maximallänge von etwa drei Minuten im Stil von
Nightmare Before Christmas.
Folgende Arbeitsschritte solltet ihr umsetzen.
Nutzt dabei auch die weiteren Teile des Knetfilm-Tutorials als Hilfestellung für die Erstellung von Hintergründen, Figuren, Montage und Post-Production.
• Einigt euch auf einen Ort, beispielsweise Geburtstagsstadt oder Silvesterhausen. Recherchiert zuerst zur entsprechenden Tradition wie in Aufgabe h).
Hinweis: Achtet darauf, dass die Vorstellung des Ortes für andere nachvollziehbar sein muss und wie bei
Nightmare Before Christmas auch eine passende Atmosphäre erzeugt wird.
• Überlegt euch die Figuren und einen Konflikt. Verfasst eine Synopsis (wie in Aufgabe f).
• Überlegt euch, wie ihr den Ort und den Hintergrund gestaltet (beispielsweise mit Zeichnungen, Stoff und/oder anderen Materialien).
• Schreibt das
Drehbuch und/oder zeichnet ein
Storyboard.
• Erstellt eine Liste der benötigten Materialien und teilt auf, wer von euch welche Materialien besorgt.
• Fertigt die Figuren an.
• Plant die Tonebene. Ihr könnt die Figuren synchronisieren, Voice-Over und/oder Musik einsetzen. Achtet darauf, dass die Musik zur Stimmung eurer Stadt passt.
• Dreht euren Film mit dem Handy, Tablet oder einer Kamera. Nutzt dazu eine kostenlose Software wie Stop Motion Studio.
k) Stellt eure Filme im Plenum vor und vergleicht sie. Gebt einander Feedback: Welche zu den jeweiligen Städten passende Stimmung konnte erzeugt werden und durch welche filmästhetischen Mittel ist dies gelungen? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu
Nightmare Before Christmas fallen euch auf? Was kann beim nächsten (Stop-Motion-)
Kurzfilm verbessert werden?
Autor/in: Christian Horn (Filmbesprechung), Hanna Falkenstein (Arbeitsblatt), 19.12.2020
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