In Ricos Leben läuft eigentlich alles rund. Sein bester Freund Oskar wohnt inzwischen im gleichen Haus in der Kreuzberger Dieffenbachstraße, Ricos Mutter fährt mit "dem Bühl", Ricos Wunschpapa, in den "Knutschurlaub" und schließlich beginnen die großen Ferien. Doch dann wird die Harmonie von einem tragischen Todesfall getrübt. Der übellaunige Nachbar Fitzke erliegt einer Herzattacke und hinterlässt Rico seine Steinsammlung. Doch offenbar interessieren sich noch andere für das Erbe. Der legendäre "Kalbstein", den Fitzke angeblich gezüchtet hat, ist verschwunden. Rico und Oskar haben einen Verdacht und somit auch einen neuen Fall.
Den letzten Teil der Kinderkrimitrilogie inszeniert Neele Leana Vollmar, die bereits für
Rico, Oskar und die Tieferschatten (2014) verantwortlich zeichnete. In der
Romanadaption kehren bekannte Elemente aus den letzten Verfilmungen wieder, wie beispielsweise
Animationen, die schwierige Begriffe erklären. Das Setting hat sich hingegen verändert. Die
Drehorte des ersten Teils sind größtenteils in Kreuzberg angesiedelt. Rico und Oskar werden älter und damit vergrößert sich auch ihr Aktionsradius. Spielte
Rico, Oskar und das Herzgebreche (2015) in unterschiedlichen Stadtbezirken und im Berliner Umland, verfolgen die beiden Freunde nunmehr die Diebe bis an die Ostsee. Die rasant inszenierte Verfolgungsjagd beinhaltet Elemente des
Roadmovies, Krimis und Abenteuerfilms. Die heitere Grundstimmung des Films spiegelt sich in der Farbvielfalt wider, die dann gebrochen wird, wenn ernstere Themen verhandelt werden. So streiten nicht nur die beiden Freunde miteinander, sondern auch Oskar und sein Vater. Deren Verhältnis wird in einer Frühstücksszene mit Kameraeinstellungen illustriert, die typisch für Duellsituationen in
Western sind.
Rico. Oskar und der Diebstahlstein, Szene (© Twentieth Century Fox)
Im dritten Teil verschiebt sich der Schwerpunkt des spannungsgeladenen Kinderkrimis zugunsten einer Dramaturgie, die fast gleichberechtigt zwischenmenschliche Konflikte ausleuchtet. So kann im Ethikunterricht thematisiert werden, dass zu einer Freundschaft auch Streitsituationen dazugehören, die durch Missverständnisse ausgelöst werden. Dies gilt auch für Konflikte zwischen Eltern und Kindern, die durch offene Gespräche geklärt werden können. Ebenso bietet es sich an, verschiedene Familienmodelle zu besprechen. Das Modell Patchwork ist in
Rico, Oskar und der Diebstahlstein ebenso selbstverständlich wie eine homosexuelle Liebesbeziehung, in der der Nachbar Kießling lebt. Darüber hinaus bietet es sich anhand der Einbruchsszenen an, filmsprachliche Elemente im Kriminalfilm wie
Kamerabewegungen,
Licht und
Ton und Erzähltechniken wie
Suspense zu analysieren.
Autor/in: Ronald Ehlert-Klein, 27.04.2016
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