Anfang des 19. Jahrhunderts stürzt eine Zombieplage weite Teile Großbritanniens ins Chaos. Anders als die einfache Landbevölkerung genießen die Menschen in und um London durch einen doppelten Schutzwall eine gewisse Sicherheit und folgen weiterhin den gesellschaftlichen Gepflogenheiten. So wurden die fünf Töchter der adeligen Familie Bennet zwar in fernöstlichen Kampftechniken ausgebildet, sollen aber trotzdem schleunigst einen Mann heiraten, der die Zukunft des Adelsgeschlechts sichert. Eine gute Partie wäre der betuchte junge Gentleman Mr. Bingley, der bei einem Tanzball ein Auge auf die älteste Tochter Jane wirft. Anders als Jane zeigt die zweitälteste Tochter Elizabeth kein Interesse an einer Vermählung, schon gar nicht mit dem trotteligen Pfarrer Collins. Der schneidige Zombiejäger Mr. Darcy wiederum weckt nach anfänglicher Abneigung schon eher das Interesse der kampflustigen Liz.
In den USA unterliegt Jane Austens 1813 veröffentlichter Entwicklungsroman "Stolz und Vorurteil" nicht mehr dem Urheberrecht. Also kombinierte der Autor Seth Grahame-Smith vor einigen Jahren den Originaltext mit Handlungselementen, in denen die Untoten aus B-Movies und Comics den Literaturklassiker unterwandern. Der sogenannte "Mash-up"-Roman "Stolz und Vorurteil & Zombies" wurde ein internationaler Beststeller. Die
Filmadaption von Burr Steers bewegt sich ebenfalls im Spannungsfeld zwischen britischer Gesellschaftskomödie und augenzwinkernder Kostümfilm-Action mit drastischen Splatter-Einlagen, die jedoch im
Off stattfinden. Anders als der Titel suggeriert, ergibt die
Genre-Mixtur keine simple Parodie, sondern einen durchaus reizvollen Remix, der die satirischen Züge der Vorlage überspannt und ihr zugleich treu bleibt.
Stolz und Vorurteil & Zombies, Filmszene (© SquareOne/Universum)
Im Unterricht bietet sich zunächst eine Beschäftigung mit dem Format des "Mash-up"-Genres an, das eine klassische Vorlage mit verschiedenen anderen Genreelementen kombiniert. Daran anknüpfend kann die Umdeutung der in gesellschaftlichen Konventionen verhafteten Frauenfiguren des Originals zu "Kriegertöchtern" eine Diskussion über Geschlechterrollen anstoßen. Im Deutsch- oder Englischunterricht ermöglicht die Verfilmung
Stolz und Vorurteil & Zombies einen Vergleich mit dem Original von Jane Austen oder weiteren Filmadaptionen, etwa der werktreuen Version von Joe Wright aus dem Jahr 2005 oder dem Bollywood-Musical
Liebe lieber indisch (GB/USA/Indien 2004), das ebenfalls mit populären Motiven spielt. Weiteren Gesprächsstoff hält die vielseitige Zombie-Metapher bereit, die im
Horrorkino oft symbolisch für gesellschaftliche Ängste und Krisen steht. Die lebenden Toten spitzen Austens satirische Darstellung der Klassengesellschaft zu: Während sich der Adel für unbesiegbar hält, werden die Bauern vor den Toren Londons den Zombies geopfert.
Autor/in: Christian Horn, 08.06.2016
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