Kategorie: Musikvideo-Besprechung
"Ariana Grande: Thank U, Next "
Vereinte Girl Power: Im Video zu ihrem Hit Thank U, Next zitiert US-Star Ariana Grande bekannte Comedies der 2000er-Jahre.

Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil das Musikvideo popkulturelle Referenzen nutzt, um Fragen nach Selbstinszenierung, weiblicher Autonomie und medialer Repräsentation spielerisch und vielschichtig zu verhandeln.
Die Geschichte: Zwischen Gossip und Glamour
Ariana Grandes Video zu Thank U, Next läuft ab als Collage ikonischer Filmzitate. Zu Beginn sprechen Schüler/-innen im Stil der High-School-Komödie "Girls Club – Vorsicht bissig!" ("Mean Girls", Mark Waters, USA 2004) im Schulflur über Grande und greifen Social-Media-Gerüchte auf. In weiteren Referenzen an "Girls Club" kommentiert Grande auf dem Bett liegend ironisch-liebevoll Fotos ihrer Ex-Partner in einem pinken Tagebuch, zieht mit ihrer Clique durch die Schule und tanzt im roten Santa-Outfit auf einer Weihnachts-Schulaufführung. Inspiriert von "Girls United" ("Bring It On", Peyton Reed, USA 2000), inszeniert sich Grande in einer dynamischen Cheerleading-Choreografie und einer verspielten Zahnbürsten-Szene auch hier als Protagonistin. In sattem Pink erscheint Grande später auf dem Harvard-Campus, trainiert auf einem Crosstrainer und plaudert mit der Schauspielerin Jennifer Coolidge im Nagelstudio – Anspielungen auf "Natürlich blond" ("Legally Blonde", Robert Luketic, USA 2001). Zum Inhalt: Rückblenden fügen alles zu einer lebendigen Collage popkultureller Rollenbilder zusammen.
Filmsprachliche Umsetzung: Von der Filmszene zum Rollenspiel
Mit großer Liebe zum stilistischen Detail werden die bekannten Filmszenen imitiert. So wird etwa die Santa-Tanzszene in fast identischem Bühnenbild und mit ähnlichen Zum Inhalt: Kostümen nachgestellt; die Choreografie wirkt allerdings bewusst unkoordiniert. In den "Girls United"-Referenzen arbeitet das Video mit schnellen Schnitten (Glossar: Zum Inhalt: Montage), kontrastreichen Teamuniformen und bewegten Nahaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen). Statt Rivalität wie im Vorbild stehen hier Spaß und Zusammenhalt im Vordergrund. Die Zahnbürstenszene aus "Girls United" wird nahezu identisch nachgestellt und übernimmt den augenzwinkernden, verspielten Charakter der Vorlage. "Natürlich blond" wird durch Pink-Töne (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und überzeichnete Zum Inhalt: Requisiten zitiert. Das Gespräch mit Jennifer Coolidge im Nagelstudio wirkt durch ruhige Bilder und unterbrochene Musik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) improvisiert und dadurch komisch. In einer musikalisch zurückgenommenen Zum Inhalt: Szene hält Grande mit einem Puppenhaus, das Miniaturen aller Kulissen enthält – eine Referenz an "30 über Nacht" ("13 Going on 30", Gary Winick, USA 2004), aber auch ein visuelles Statement, das das Video als bewusst inszeniertes Rollenspiel rahmt.
Thema: Inszenierte Selbstermächtigung im Glitzerformat
Ariana Grande greift in Thank U, Next zentrale Rollenbilder aus US-Kultkomödien (Glossar: Zum Inhalt: Komödie) der 2000er-Jahre auf – mit starken weiblichen Hauptrollen, in denen persönliche Umbrüche, Trennungen oder Selbstzweifel überwunden werden. Die Zitate aus "Girls Club", "Girls United", "Natürlich blond" und "30 über Nacht" dienen dabei nicht als bloße Hommage, sondern als Instrumente der Aneignung: Grande verwebt sie mit ihrer eigenen medial verhandelten Biografie zu einer Inszenierung von Selbstbehauptung. Statt sich von Social-Media-Gerüchten bestimmen zu lassen, antwortet sie mit Selbstinszenierung – ironisch, poppig und selbstbewusst.
Fragen für ein Filmgespräch
Welche Filmszenen oder Figuren konntet ihr im Musikvideo wiedererkennen – und wie wurden sie verändert?
Wie steht das Musikvideo zum Songtext? Verstärkt es dessen Aussagen oder öffnet es neue Perspektiven?
Stellt euch vor, ihr könntet Filmszenen auswählen, um euer eigenes Leben oder bestimmte Erfahrungen filmisch zu erzählen. Welche drei Filme würdet ihr zitieren – und warum?