Arbeitsblatt zu "Ein andalusischer Hund" ("Un chien andalou", Luis Buñuel, Salvador Dalí, FR 1929)

Vor der Filmsichtung:

a) "Ein andalusischer Hund" ist einer der ersten surrealistischen Zum Inhalt: Kurzfilme. Informieren Sie sich im Tandem über die Themen und Motive sowie über die filmästhetischen Mittel, die in Filmen des Surrealismus zentral sind und tragen Sie sie in der Tabelle ein. Lassen Sie die Spalte der Tabelle zu "Ein andalusischer Hund" noch leer.

Folgende Ressourcen können Ihnen als Ausgangspunkt Ihrer Recherche dienen:

b) Schreiben oder zeichnen Sie folgende Begriffe auf große Flipcharts: Rasiermesser, Auge, Mond, Ameisen, Kästchen, Krawatte, Hand, Uhren, Fahrrad, Klavier, Blut/Körperflüssigkeiten, Kleidung, Schulbank mit Büchern und Schreibutensilien, Nachtfalter, Strand/Meer. Hängen Sie die Flipcharts nun im Raum auf. Gehen Sie individuell umher und notieren Sie Ihre Assoziationen oder auch Zeichnungen unter die Begriffe/Zeichnungen.
Schreiben Sie genau das auf, was sich Ihnen aufdrängt, zensieren Sie sich nicht selbst. Es muss für Ihre Assoziationen keinerlei rationale Erklärung geben. Benutzen Sie dicke schwarze Filzstifte. Gehen Sie anschließend im Raum umher und sehen Sie sich Ihre kleine surrealistische Ausstellung, die Sie auf den Film vorbereiten soll, an und lassen Sie sich auf Sie wirken.

c) Arbeiten Sie zu zweit. Erzählen Sie sich, was sie zuletzt geträumt haben (falls Sie sich nicht erinnern, nehmen Sie einen Traum, an den Sie sich erinnern). Lesen Sie dann die Aussagen von Luis Buñuel zu den Entstehungsbedingungen des Films "Ein andalusischer Hund". Machen Sie eine Skizze für einen eigenen Film, indem Sie die von Buñuel beschriebene "sehr einfache Regel" beachten. Stellen Sie sich anschließend Ihre Ideen im Plenum vor.

"Der Film ging aus der Begegnung zweier Träume hervor. Dalí hatte mich eingeladen, ein paar Tage bei ihm in Figueras zu verbringen, und als ich dort ankam, erzählte ich ihm, dass ich kurz vorher geträumt hätte, wie eine langgezogene Wolke den Mond durchschnitt und wie eine Rasierklinge ein Auge aufschlitzte. Er erzählte mir seinerseits, dass er in der voraufgehenden Nacht im Traum eine Hand voller Ameisen gesehen habe, und fügte hinzu: 'Und wenn wir daraus einen Film machten? […]'.
Das Zum Inhalt: Drehbuch wurde in weniger als einer Woche nach einer sehr einfachen Regel geschrieben, für die wir uns in voller Übereinstimmung entschieden hatten: keine Idee, kein Bild zuzulassen, zu dem es eine rationale, psychologische oder kulturelle Erklärung gäbe; die Tore des Irrationalen weit zu öffnen; nur Bilder zuzulassen, die sich aufdrängten, ohne in Erfahrung bringen zu wollen, warum."

[Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer. Erinnerungen [1982]. Mit einem Vorwort von Jean-Claude Carrière und einer Besprechung von Jörg Fauser. Aus dem Französischen von Frieda Grafe und Enno Patalas. Berlin: Alexander Verlag 2004, S.147-148]. Zitiert nach: Professor Dr. Claus-Miachael, Ort: Vorlesung: Literatur der Avantgarden. Surrealismus III: Luis Buñuel / Salvador Dalí (Un chien andalou): Zum externen Inhalt: www.litwiss-online.uni-kiel.de/avantgarde/surrealismus-iii/ (öffnet im neuen Tab)

Während der Filmsichtung:

d) Achten Sie arbeitsteilig auf Folgendes:

Alle: Suchen Sie sich je ein Motiv aus Aufgabe b) aus und beobachten Sie, an welchen Stellen es im Film vorkommt und wie es inszeniert wird.

Gruppe A - Zeit: Achten Sie auf die Zeitangaben und darauf, was grob in jedem Zeitabschnitt geschieht. Achten Sie zudem auf Symbole, die in Verbindung mit der Zeit stehen.

Gruppe B - Geschlecht: Achten Sie darauf, wie das männliche und das weibliche Geschlecht im Film dargestellt werden.

Gruppe C - Filmästhetik: Achten Sie darauf, welche filmästhetischen Mittel Ihnen besonders auffallen und welche Wirkung sie erzielen.

Hinweis: Machen Sie sich während und direkt nach der Filmsichtung stichpunktartige Notizen.

Nach der Filmsichtung:

e) Wie fühlen Sie sich? Was geht Ihnen durch den Kopf? Gibt es etwas, das Sie besonders beeindruckt oder überrascht hat? Tauschen Sie sich im Plenum aus.

f) Vergleichen Sie Ihre eigenen Assoziationen (Arbeitsschritt b) und Ideen (Arbeitsschritt c) mit dem im Film Gesehenen. Gibt es Überschneidungen? Was fällt Ihnen auf? Diskutieren Sie im Plenum.

g) Durch Ihre Beobachtungsaufgaben (Arbeitsschritt d)) sind Sie Experten/Expertinnen für verschiedene Themen geworden. Tauschen Sie sich nun zunächst in Expertengruppen über Ihre Beobachtungen aus und vervollständigen Sie die Tabelle aus Arbeitsschritt a) zu Ihrem jeweiligen Thema. Hinweis: Sichten Sie gerne die für Sie interessanten Sequenzen erneut.
Tipp für die Experten und Expertinnen der Zeit: Fertigen Sie ausgehend von Ihren Beobachtungen eine Zeitstrahl an und überlegen Sie sich, was der Film sozusagen mit der Zeit "macht".

h) Gehen Sie in Sechser-Gruppen zusammen (je zwei Experten/Expertinnen für Zeit, Geschlecht und Filmästhetik) und informieren Sie sich wechselseitig über Ihren jeweiligen thematischen Schwerpunkt. Während die Experten/Expertinnen Sie informieren, vervollständigen Sie die Tabelle aus Arbeitsschritt a) zum jeweiligen Schwerpunkt.

i) Entdecken Sie Ihre Talente als cineastische Surrealisten/Surrealistinnen! Ordnen Sie sich Ihrem Interesse nach einem thematischen Schwerpunkt zu und machen Sie die dazu passende Aufgabe. Hinweis: Wenn Sie bisher beispielsweise Expertin für die Zeit waren, zwingt Sie niemand, das auch weiterhin zu bleiben. Bitte wählen Sie das Thema, das Sie am meisten anspricht. Ob Sie allein, zu zweit oder in Kleingruppen arbeiten, ist Ihnen überlassen.

1. Objekte und/oder Träume
- Nehmen Sie entweder einen Ihrer Träume, die "Begegnung" Ihrer Träume oder Motive Ihrer Wahl zum Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen.
- Wenden Sie wieder die "einfache Regel" von Buñuel (Arbeitsschritt c)) an und skizzieren Sie das Drehbuch für Ihren surrealistischen Kurzfilm.

2. Die Zeit
- Diskutieren Sie zunächst über die Zeit bzw. denken Sie über die Zeit nach (wenn Sie allein arbeiten). Machen Sie sich Notizen.
- Entwickeln Sie ausgehend von Ihren Notizen Überlegungen für einen surrealistischen Kurzfilm, der z.B. mit der Zeit spielt, sie anhält, sie aufhebt, sie allmächtig macht, sie verlangsamt, verschnellert.

3. Die Geschlechter
- Diskutieren Sie zunächst über Geschlechter (beispielsweise traditionelle Vorstellungen bzw. Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit, die Konstruktion und Dekonstruktion von Geschlechterrollen, Geschlechtsidentität, Gender, Geschlechterverhältnissen und Machtstrukturen) und machen Sie sich Notizen.
- Entwickeln Sie ausgehend von Ihren Notizen Überlegungen für einen surrealistischen Kurzfilm über die Geschlechter. Er kann beispielsweise die festen Kategorien von Geschlecht verfremden und künstlerisch hinterfragen (beispielsweise das Geschlecht einer Figur wandelbar oder vieldeutig erscheinen lassen).

Und hier geht es für alle weiter:
- Wählen Sie filmästhetische Mittel aus, die Sie als besonders geeignet dafür empfinden, Ihren Ideen in surrealistischer Manier filmsprachliche Gestalt zu verleihen.
- Drehen Sie den Film mit einer Kamera oder mit Ihrem Smartphone.
- Wählen Sie eine geeignete Software aus (z.B. DaVinciResolve, iMovie, CapCut, Canva) und schneiden sie den Film.
- Geben Sie Ihrem Film einen surrealistischen Titel und speichern Sie ihn in einem passenden Format (MP4 ist am weitesten verbreitet).

j) Bringen Sie Ihre Kunstwerke in einem kleinen surrealistischen Kurzfilmfestival zur Aufführung. Zeichnen Sie die drei gelungensten mit einem für das Werk je passenden surrealistischen Preis aus. Viel Spaß!

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