Kategorie: Filmbesprechung
"Wolfwalkers"
Ein märchenhafter Animationsfilm über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei magischen Kinder
Unterrichtsfächer
Thema
Irland im 17. Jahrhundert. Robyn ist verärgert. Seit kurzem lebt sie mit ihrem Vater in der irischen Stadt Kilkenny. Die Kinder dort grenzen sie wegen ihrer englischen Herkunft aus. Fast noch schlimmer ist jedoch, dass sie den Haushalt führen muss, während ihr Vater im Auftrag des Lordprotektors Wölfe jagt. Dabei weiß auch sie, wie man mit einer Armbrust umgeht! Eines Tages beschließt das abenteuerlustige Mädchen, nicht länger auf seinen Vater zu hören und seinem Bauchgefühl zu folgen. Doch kaum ist Robyn im Wald, wird sie von einem Wolf gebissen. Eine Begegnung mit Folgen, denn, wie sich zeigt, verbirgt sich im Körper des Wolfs der Geist der gleichaltrigen Mebh. Während Mebhs menschlicher Körper tief schläft, kann sie in Wolfsform durch die Welt streunen. Was das bedeutet, spürt Robyn bald am eigenen Leib. Durch den Biss ist auch sie zu einem jener mythischen Wolfswandler geworden. Ein Befreiungsschlag – und ein großes Dilemma. Denn nun steht sie noch mehr zwischen den Fronten als vorher und muss zudem um ihr Leben fürchten.
Meisterhaft verknüpfen die Regisseure (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Tomm Moore und Ross Stewart in ihrem traditionell hergestellten Zeichentrickfilm (Glossar: Zum Inhalt: Zeichentrickanimation) die oft von starren Formen geprägte flächige Ästhetik irischer Holzschnitte aus dem 17. Jahrhundert mit einem dynamischen, lebendigen Zeichenstil. Sie stellen so eine direkte Verbindung zwischen Form und Inhalt her. Bildlich imitiert der Film nicht nur die Kunst der Handlungszeit im Jahr 1650, sondern lässt auch den Kontrast zwischen Starrheit und Wildheit anschaulich werden. Im Gegensatz zu vielen als Zum Inhalt: Blockbuster konzipierten Zum Inhalt: CGI- Zum Inhalt: Animationsfilmen, die ein globales Publikum ansprechen wollen, stellt "Wolfwalkers" seine kulturellen Bezüge deutlich heraus: Neben den historischen Ereignissen, auf die sich der Film bezieht, spielen insbesondere Elemente irischer Mythologie und Folklore eine besondere Rolle. Und dennoch lässt sich "Wolfwalker" auch ohne Wissen um historische Kontexte verstehen.
Für ein jüngeres Publikum kann im Deutschunterricht die Freundschaft zwischen Robyn und Mebh und der Umgang mit Verlust im Mittelpunkt stehen. Vor allem Robyn bietet sich als Identifikationsfigur an, erzählt der Film doch ihre Emanzipationsgeschichte. Sie befreit sich von den (gutgemeinten) Bevormundungen ihres Vaters, aber auch jenen der Gesellschaft, indem sie etwa Befehle von Erwachsenen hinterfragt. Robyns und Mebhs Einsatz für den Schutz der Natur – den Wald, der abgeholzt werden soll, wie auch die Wölfe – bietet zudem eine Möglichkeit, um gegenwärtige Umweltschutzbewegungen von Heranwachsenden zu thematisieren. Im Englisch- und Geschichtsunterricht mit älteren Schülern/-innen bietet der Film einen Anlass, sich mit der konkreten Handlungszeit auseinanderzusetzen. Dabei ist die Rückeroberung Irlands durch Oliver Cromwell im 17. Jahrhundert der zentrale Bezugspunkt. Der fanatisch gläubige Lordprotektor ist Cromwell deutlich nachempfunden. Da die Figur jedoch namenlos bleibt, lassen sich darüber Bezüge zu gegenwärtigen Diktatoren und politischen Herrschern herstellen. Im Kunstunterricht sind dagegen die ästhetischen Vorbilder von "Wolfwalkers" ein Thema. Einstellungen des Zum Inhalt: Trailers können hierzu mit irischen Holzschnitten hinsichtlich ihrer Gestaltung verglichen werden oder als Anregung dienen, um eigene Bilder in einem ähnlichen Stil zu zeichnen.