Als der zehnjährige Tepulpaï bei der großen Zeremonie zugunsten der Gottheit Pachamama, an deren Schutz die Bewohner/-innen des kleinen Andendorfs glauben, nur zwei verblühte Blumen als Opfergabe anbietet, ist der große Schamane enttäuscht. Tepulpaï scheint einfach noch nicht reif genug zu sein. Dabei will der Junge doch unbedingt auch einmal Schamane werden. Nachdem Steuereintreiber des Großen Inka jedoch einen wertvollen Schatz des Dorfes an sich reißen, ist Tepulpaïs Stunde gekommen. Mutig macht sich der Junge auf den Weg durch das Gebirge, um den Dieben zu folgen. Mit Unterstützung seiner Freundin Naïra gelingt es ihm, den Goldschatz zurückzubekommen. Doch dann wird die Inka-Stadt Cusco von spanischen Konquistadoren angegriffen, die es ebenfalls nur auf die Schätze abgesehen haben und Tepulpaï und Naïra bis in deren Dorf folgen.
In wunderschönen,
farbenprächtigen Tableaus entwirft der in französisch-luxemburgisch-kanadischer Koproduktion entstandene
Zeichentrickfilm unter der Regie des argentinischen Regisseurs Juan Antin eine faszinierende Welt, in der mythische Traditionen, magischer Realismus und Zeitgeschichte Hand in Hand gehen. Damit steht
Pachamama Animationsfilmen wie
Das Geheimnis von Kells,
Die Melodie des Meeres oder
Der Junge und die Welt nahe, denen ebenfalls der Brückenschlag zwischen einer kulturellen Verankerung und einer ebenso fantastischen wie fantasievollen Geschichte gelungen ist. So erzählt der in Form einer klassischen Heldenreise angelegte Film beides: von der historischen Epoche der Eroberung Perus zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch die spanischen Konquistadoren, die hier zumeist gesichtslos und in ihren Rüstungen maschinenähnlich dargestellt werden, und von einem Jungen, der in die beseelte Welt seiner Ahnen hineinwächst und dabei zu einem vollwertigen erwachsenen Mitglied seiner Gemeinschaft wird. Vor allem durch seinen zeichnerischen minimalistischen Stil hebt sich der Film von üblichen Mainstream-Animationsfilmen ab.
Im Unterricht bietet es sich zunächst an, sich mit der Geschichte und den Wünschen von Tepulpaï sowie mit dessen Entwicklung zu beschäftigen. Anknüpfend daran lassen sich Erklärungen über die historischen Hintergründe – das Reich der Inka, die spanischen und portugiesischen Konquistadoren – sowie das Weltbild der Andenbewohner/-innen in ein Unterrichtsgespräch einbinden. Dabei können etwa in den Fächern Ethik und Religion auch Vergleiche mit dem Film gezogen werden: Wie stellt sich das Volk von Tepulpaï die Welt vor? Welche Rolle spielt der Schamane in der Gemeinschaft? Welche Rolle spielt die Natur ("Pachamama" bedeutet etwa "Mutter Natur") – und wie wird sie im Film "menschlich" dargestellt? Was wird über das Sterben und den Tod erzählt? Der künstlerisch eigenständige Look des Films kann unterdessen auch zu eigenen grafischen Arbeiten im Fach Kunst anregen, die sich an der flächigen Gestaltung der Umgebungen, der minimalistischen Darstellung der Figuren, der warmen Farbgebung und der Veranschaulichung der beseelten Natur orientieren.
Aufgabe 1: Heranführung an den Film Pachamama
Fächer: Deutsch, Sachkunde, Kunst ab Klasse 2, ab 7 Jahren
Vor dem Filmbesuch:
a) Betrachtet das Filmplakat. Wen und was seht ihr? Beschreibt so genau wie möglich.
b) Was könnte im Film passieren? Deine Lehrerin/dein Lehrer hält eure Gedanken an der Tafel fest.
Während des Filmbesuchs:
c) Achtet darauf, was ihr über die beiden Hauptfiguren Tepulpaï und Naïra erfahrt.
Nach dem Filmbesuch:
d) Beantwortet gemeinsam in der Klasse die folgenden Fragen.
1. Was hat euch besonders gut am Film gefallen?
2. Was hat euch nicht gut gefallen?
3. Was habt ihr nicht verstanden?
4. Haben sich eure Erwartungen an den Film erfüllt? Begründet eure Antwort.
e) Telpupai, der Junge in der Geschichte, verhält sich am Anfang des Films anders als am Ende.
1. Seht euch die
Anfangssequenz noch einmal genau an. Wählt zwei bis drei Adjektive aus dem Kasten, die sein Verhalten gut beschreiben.
Tipp: Fragt eine/-n Klassenkamerad/-in oder deine/-n Lehrer/-in um Rat, wenn du ein Wort nicht kennst.
Timcecode (TC): 0:00:00–0:05:09 (Der Timecode bezieht sich auf die VoD-Fassung bei Netflix)
Wortspeicher:
hilfsbereit, unehrlich, selbstbezogen, aufopfernd
wild, egoistisch, faul, nett, unfreundlich, fürsorglich
2. Seht euch die folgende
Szene noch einmal genau an. Wählt zwei bis drei Adjektive aus dem Kasten, die sein Verhalten gut beschreiben. Findet ihr ein weiteres Adjektiv, das passt?
TC: 1:02:00-1:04:00
3. Vergleicht nun mit eurer Nachbarin/eurem Nachbarn. Wie unterscheidet sich das Verhalten Telpupais am Anfang und am Ende des Films voneinander?
f) Überlegt nun gemeinsam in der Klasse, was die Gründe dafür sein könnten, dass sich Telpulpai so verändert hat. Euer/-e Lehrer/-in hält eure Überlegungen an der Tafel für euch fest.
g) Im Film geht es um Pachamama, das heißt Mutter Erde. Seht euch das Standbild im Film bei 0:48:53 an. Beschreibt, was ihr seht und welche
Farben ihr erkennt. Nehmt eure Beschreibung als Sprachnachricht auf, die ihr an eine/-n Freund/-in schickt, die/der das Bild nicht kennt. Deswegen müsst ihr das Bild so genau wie möglich beschreiben.
h) Malt ein Bild von Pachamama. Ihr könnt euch am Standbild aus dem Film orientieren oder etwas ganz anderes malen, das zu "Mutter Erde" passt.
i) Im Film ist Pachamama in Gefahr. Erklärt, wovon und/oder von wem sie bedroht wird.
j) Auch heutzutage ist die Natur bedroht. Sammelt die Ursachen dafür an der Tafel.
k) Was könnt ihr als Klasse tun, um Pachamama zu retten? Sammelt im Klassenrat Ideen und stimmt für eine ab, die ihr gemeinsam umsetzt (Beispiele: gemeinsam Müll sammeln; ein Blumen-/Gemüsebeet anlegen …).
Optional:
l) Fügt eure in h) gemalten Bilder zu einem Plakat zusammen. Verfasst einen kurzen Text, in dem ihr euer Projekt vorstellt Hängt es in der Schule auf. Ihr könnt es auch abfotografieren und auf der Webseite der Schule veröffentlichen.
Aufgabe 2: Der Umgang mit Tieren und Pflanzen in Pachamama
Fächer: Sachkunde, Deutsch ab Klasse 2, ab 7 Jahren
a) Habt ihr ein Haustier oder kennt ihr jemand mit einem Haustier? Beschreibt, was das jeweilige Tier für seine/-n Besitzer/-in bedeutet.
b) Tepulpaï und Naïra haben zwei tierische Gefährt/-innen. Könnt ihr euch erinnern, um welche Tierarten es sich handelt? Seht euch die Standbilder an. Der Wortspeicher hilft euch bei der Bestimmung der Tierarten.
Wortspeicher:
Schnabeltier Gürteltier Schaf Lama
c) Erklärt, was das jeweilige Tier für die Dornbewohner/-innen bedeutet.
1. Schlange
2. Condor
3. Lama
d) Seht euch folgende
Szene an.
1. Nennt die Tiere der Spanier.
2. Beschreibt, wie die Spanier diese Tiere behandeln.
3. Erklärt, die Art und Weise, wie die Animation (beispielsweise Farben) diesen Eindruck unterstützt.
TC: 0:47:21-0:50:04
e) Seht euch die Szene an, in der Naïra die Ernährung der Dorfbewohner/-innen erklärt. Nennt die drei Pflanzen, die angebaut werden.
TC: 0:03:49-0:05:19
f) Vervollständigt die Sätze, die das Verhältnis der Dorfbewohner/-innen zur Natur beschreiben.
Die Dorfbewohner/-innen _________________ die Natur.
Ihr größter Schatz befindet sich in der Huaca. Es sind ____________ .
Sie glauben, dass Menschen, Tiere und Pflanzen alle ________________ von Pachamama sind.
Wortspeicher:
Kinder achten/respektieren Samen
g) Zeichnet oder malt ein Bild, das die Gleichberechtigung von Menschen, Tieren und Pflanzen zeigt. Nehmt anschließend euer Bild von Pachamama aus Aufgabe 1 zur Hand. Wo müsstet ihr Pachamama in eurem Bild platzieren, um darzustellen, dass Menschen, Tiere und Pflanzen alle Kinder von Pachamama sind?
h) Hängt eure Bilder an die Tafel/ans Whiteboard und vergleicht eure Darstellungen.
Aufgabe 3: Historischer Hintergrund zu Pachamama
Fächer: Deutsch, Sachkunde ab Klasse 2, ab 7 Jahren
Nach dem Filmbesuch:
a) Seht euch die Szene an, in der die Spanier in die Inka-Stadt kommen. Beschreibt ihre Kleidung, Waffen und Ausrüstung.
TC: 0:35:51–0:37:06
b) Geht auch darauf ein, wie sich die Darstellung der Gesichter von den Andenbewohner/-innen unterscheidet. Vermutet, was der Grund dafür sein könnte.
c) Die Spanier unterscheiden sich auch auf der
Tonebene: Sie sprechen eine Fantasiesprache, die Tepulpaï und Naïra nicht verstehen können. Überlegt gemeinsam, wie das Auftreten der Spanier auf die Andenbewohner/-innen wirkt.
d) Diskutiert, was das Ziel der Spanier in der Inka-Stadt ist.
e) Seht euch die Szene an, in der sich Tepulpaï und Naïra zur Stadt der Inkas begeben. Beantwortet folgende Fragen.
1. Wo befindet sich die Stadt?
2. Aus welchem Material (zum Beispiel Stein, Holz, Lehm) scheint sie gebaut worden zu sein?
3. Wie wirkt die Stadt auf Tepulpaï und Naïra?
TC 0:24:30-0:27:45
f) Lest euch die ersten beiden Absätze des Hanisauland-Artikels
Inkastadt Machu Picchu entdeckt durch. Was erfahrt ihr über ihre geografische Lage, die verwendeten Baumaterialien und die Pracht der Stadt?
g) Es gibt in
Pachamama noch andere Aspekte, die nicht von den Filmemacher/-innen ausgedacht sind. Beispielsweise die Ernährung der Dorfbewohner/-innen und wie sie Pachmama danken. Ähnlich verhält es sich mit der Filmmusik, die sich an der überlieferten Musik aus der Andenregion orientiert. Könnt ihr euch erinnern, welches Instrument besonders oft verwendet wurde?
h) Bereitet mit Hilfe der Kinderlexika
www.hanisauland.de/wissen/lexikon/kleines-lexikon und
klexikon.zum.de ein Referat zu den indigenen Kulturen in der Andenregion und die Eroberung durch die Spanier vor. Eure Lehrerin/euer Lehrer erklärt euch, mit welchen Schlagworten ihr recherchieren könnt.
i) Stellt eure Referate in der Klasse vor und diskutiert abschließend, warum
Pachamama die Folgen der spanischen Eroberung am Ende des Films nicht thematisiert.
Autor/in: Stefan Stiletto (Text vom 03.09.2019), Dr. Elisabeth Bracker da Ponte (Arbeitsblatt 1), Ronald Ehlert-Klein (Arbeitsblätter 2+3), 07.10.2021
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