Kategorie: Serienbesprechung
"Samuel"
Schmetterlinge im Bauch und andere Sorgen: In einer Zeit der Veränderungen vertraut sich der 10-jährige Samuel seinem Tagebuch an.

Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil die stilistisch besondere Serie junge Zuschauer/-innen einlädt, eigene Gefühle in der Übergangsphase zwischen Kindheit und Jugend zu reflektieren.
Die Geschichte: Ein Jahr voller Veränderungen
Es ist 2006, Samuel ist zehn Jahre alt und kommt nach den Sommerferien auf die Oberschule. Sein Kumpel Corentin hat die Haare immer voller Gel, isst Ameisen und schlürft Regentropfen – ein echter Freund. Dimitri ist dagegen ein unerträglicher Angeber und Bérénice zwar eine humorlose Petze, aber eigentlich ganz korrekt. Und dann ist da noch "die große Julie": Die setzt sich eines Tages im Bus neben Samuel und löst unbekannte Gefühle in ihm aus. Bald kreisen seine Gedanken nur noch um sie: Ist sie beeindruckt, wenn er im Freibad für 49 Sekunden unter Wasser die Luft anhält? Und traut er sich endlich zu fragen, ob sie mit ihm gehen will? In einem Jahr großer Veränderungen schreibt Samuel seine Gedanken in seinem Tagebuch auf.
Filmische Umsetzung: Minimalistische Mittel und große Gefühle
Schwarze Linien auf weißem Hintergrund (Glossar: Zum Inhalt: Zeichentrickanimation): Daraus entsteht Samuels Welt. Jede der 21 Folgen ist um die fünf Minuten lang und erzählt, gerahmt von Samuels vorgelesenen Tagebucheinträgen, eine Alltagsgeschichte. Eine Sprecherin leiht allen Figuren ihre Stimme (im französischen Original spricht die Regisseurin selbst). Mit reduzierten Mitteln gelingt es der Serie, die turbulente Gefühlswelt ihrer Protagonist/-innen spürbar zu machen und ihnen Tiefe zu verleihen. Dazu trägt einerseits die ausdrucksstark gezeichnete Mimik der Figuren bei, andererseits aber auch die Zum Inhalt: Musik: In fast jeder Folge steht ein Lied an zentraler Stelle, zu dem Samuel durchs Haus tanzt, eine Zahnbürsten-Lip-Sync performt, oder im Liebeskummer schwelgt. Statt Spannung oder Dramatik aufzubauen, plätschert die Serie – wie das Leben – eher dahin, vermittelt aber gerade dadurch einen emotionalen Zugang zu Samuels Erleben.
Das Thema: An der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend
Diddl-Blätter tauschen auf dem Schulhof und am Computer nervös darauf warten, dass sich der Schwarm im MSN-Messenger einloggt: Viele kleine Momente verorten Samuel in den 2000er-Jahren, als die Regisseurin Émilie Tronche selbst zehn Jahre alt war. Doch trotz der veränderten Medien- und Jugendkultur sind die Themen der Serie zeitlos. Mit großer Genauigkeit, Wärme und einem Tropfen Melancholie fängt sie das Gefühl ein, kein kleines Kind mehr sein zu wollen, aber auch noch lange kein Teenager. Die Welt ist für Samuel voller Widersprüche: An der Oberschule ist er plötzlich wieder einer der Jüngsten. Er will sich neu erfinden und gleichzeitig dazugehören. Und seine neuen Gefühle sind so stark, dass er manchmal einfach tanzen und sich dann wieder unter seinem Bett verkriechen muss. Dabei schöpft das Zum Inhalt: Drehbuch einerseits Humor aus Samuels etwas altklugem Weltschmerz, nimmt die Träume und Zweifel seiner jungen Figuren aber auch vollkommen ernst.
Fragen für ein Filmgespräch:
Wie habt ihr den Wechsel von der Grund- auf die Oberschule erlebt? Oder: Wie stellt ihr ihn euch vor? Was verändert sich dadurch?
Beschreibt, wie die Animation aussieht und wie sie auf euch wirkt. Warum, denkt ihr, hat die Macherin der Serie diesen Stil gewählt?
In welchen Momenten kommt Musik in der Serie vor und welche Rolle spielt sie für Samuel? Kennt ihr auch ein Lied, das euch an einen besonderen Moment erinnert? Wollt ihr es vorspielen und erzählen, was das Lied euch bedeutet?