Bildungsrelevant, weil der chilenische Film die Themen Homophobie und Aggression gegen Minderheiten im Kontext der AIDS-Krise auf ungewohnt poetische und lebensbejahende Weise aus der Perspektive eines elfjährigen Mädchens erzählt.

Die Geschichte: Eine queere Gemeinschaft in der Wüste sieht sich mit einer tödlichen Krankheit konfrontiert

Nordchile, Anfang der 1980er-Jahre: Die elfjährige Lidia wächst in einer queeren Community auf. In der von Mama Boa angeführten Wahlfamilie aus Zum externen Inhalt: Trans*Personen (öffnet im neuen Tab), Drag Queens und Dissidenten tragen alle Tiernamen. Flamingo hat das Findelkind wie eine Mutter großgezogen. Doch diese Idylle ist zerbrechlich, denn eine rätselhafte Krankheit mit schwersten Hustenanfällen und zunehmender Schwäche bedroht sowohl die queere Community als auch die angrenzende Bergarbeitersiedlung. In den verödeten Quartieren der Minenarbeiter, wo der wirtschaftliche Boom längst geendet hat, brodelt immer mehr der Hass gegen die queere Gruppe. Ihre Mitglieder werden als Verursacher der "Seuche" ausgemacht. Ein Blick reicht dem Aberglauben nach für eine Ansteckung. Die aufgestauten Emotionen entladen sich in einer Eskalation teils drastisch gezeigter Gewalt.

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Filmsprachliche Umsetzung: Zwischen Western und magischem Realismus

Der Film verbindet Elemente des Zum Inhalt: Westerns, des Märchens sowie des Zum Inhalt: magischen Realismus. Dieser Genremix (Glossar: Zum Inhalt: Genre) erzeugt eine permanente Dynamik: Auf albtraumartige Zum Inhalt: Szenen folgen Momente voller Zärtlichkeit, zugleich liegt bis zum Ende eine latente Spannung in der Luft. Zwar wirkt der Film zunächst wie ein queerer Western mit Saloon-Spektakel, Pistolen und Wüstenlandschaft und hat auch die klassische Erzählung des Westerns übernommen: die Bedrohung von außen, die Gruppe, die sich zum Überleben zusammenschließt, sowie das Motiv der Grenze. Der Film überschreitet die Genregrenzen jedoch durch übernatürlich wirkende Elemente sowie durch eine poetische Dimension, die Lidias kindlicher Blick hineinbringt. Dieser ist durch viel Fantasie geprägt, auch aufgrund ihres mangelnden Wissens über die wahre Natur der Seuche. Es ist keine Geschichte einsamer Helden, sondern ein Ensemblefilm voller Humor, Dynamik und überraschender Wendungen (Glossar: Zum Inhalt: Plot, Plot-Point und Plot-Twist). Kameramann Angello Faccini fängt die Wüste mit Weitwinkelaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) auf hypnotische Art und Weise ein.

Das Thema: Familie und Einzelkämpfer, Mehrheiten und Minderheiten in Zeiten von AIDS

Regisseur Diego Cespédes erzählt aus der Sicht eines Kindes von Diversität und dem Zusammenleben unterschiedlicher sexueller Identitäten. Sein Film behandelt Themen wie Vorurteile, Hass, Liebe, Solidarität, selbstbestimmte Lebensformen, den Kampf um Akzeptanz für marginalisierte Gruppen und das Entstehen von Gewalt. Dabei zeigt er die Widerstandskraft und den Zusammenhalt innerhalb der queeren Community. Im Kontext der AIDS-Krise Anfang der 1980er-Jahre werden weitere Themen berührt, wie mangelnde Aufklärung über HIV, die Stigmatisierung queerer Menschen und die Dämonisierung des Anderen. Der Film vermeidet dabei jede Herablassung und bleibt stets sensibel gegenüber seinen Protagonist/-innen.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Warum wird Lidia am Ende von ihrer Wahlfamilie in die Zivilisation zurückgebracht?

  • Was charakterisiert die beiden Gruppen, die Minenarbeiter und die transidente bzw. queere Gemeinschaft am Rande der Wüste? Welche Rolle spielt die Gewalt?

  • Was wisst ihr über die AIDS-Epidemie und darüber, welche Auswirkungen sie weltweit gehabt und bis heute hat?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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