Noch vor einem Jahr hat die neunjährige Titelfigur der Zum Filmarchiv: "Geschichten vom Franz" (Johannes Schmid, AT/DE 2022) sich sehr darüber geärgert, dass er wegen seiner blonden Locken ständig für ein Mädchen gehalten wurde und seine Stimme piepsig wurde, sobald er aufgeregt war. Jetzt, mit zehn Jahren, macht ihm das nichts mehr aus, allerdings hat Franz ein neues Problem: Sein Kumpel Eberhard und seine Freundin Gabi haben sich ausgerechnet zu Ferienbeginn zerstritten und beanspruchen nun Franz jeweils für sich. Deshalb versucht er, sich zwischen den beiden aufzuteilen - was in mitunter waghalsigen Manövern endet und auf Dauer ganz schön stressig ist. Doch dann hat Franz eine Idee.

Weil in der Stadt ein Juwelendieb gesucht wird und er kürzlich seine Nachbarin Frau Berger mit einem Haufen Schmuck in der Handtasche beobachtet hat, schöpft der Grundschüler einen folgenreichen Verdacht: Frau Berger könnte die Schmuckdiebin sein! Von seinen Eltern weiß Franz: "Das stärkste Band der Freundschaft ist ein gemeinsamer Feind." Und so entwickelt er ein detektivisches Ferienprojekt für sich und seine Freund/-innen. Bei der gemeinsamen Jagd auf die vermeintliche Verbrecherin sollen Eberhard und Gabi sich wieder näherkommen, Streitereien kann sich das ermittelnde Trio nicht mehr leisten: "Für so eine Aufgabe braucht es ein Team", betont Franz mit Nachdruck. Fortan beschatten die drei Kinder Frau Berger. Nachts folgen sie der Nachbarin in ein Lagerhaus, für das es ein Codewort gibt, und brechen sogar in ihre Wohnung ein, um sie zu überführen – mit schwerwiegenden Folgen für die alte Dame.

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Bekannte Figuren, neue Geschichten

"Neue Geschichten vom Franz" ist rasanter und sehr viel temporeicher als sein Vorgänger (Glossar: Zum Inhalt: Prequel). Die beiden Literaturverfilmungen basieren auf der gleichnamigen Buchreihe (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) der österreichischen Autorin Christine Nöstlinger: Während der erste Teil die Hauptkonflikte der Bücher ins Zentrum stellt und Themen wie Außenseiter/-innen, Zugehörigkeit, Identitätsfindung und Männlichkeitsideale verhandelt, entfernt sich die Fortsetzung deutlicher von der Vorlage. Franz hat nun nicht mehr nur mit sich selbst zu tun, sondern erlebt nebenbei ein turbulentes Krimi-Abenteuer. Das Figureninventar ist dasselbe, wobei nun auch die Geschichten der erwachsenen Nebenfiguren erzählt werden. So taucht Franz‘ großer Bruder Josef nur noch in kurzen Zum Inhalt: Szenen auf, wogegen sein Vater nun mehr Aufmerksamkeit bekommt: Wurde sein Hadern mit dem Hausmann-Dasein in "Geschichten vom Franz" schon angedeutet, wird das Thema der beruflichen Selbstverwirklichung weiterentwickelt und mit einem zusätzlichen, eigenen Nebenplot (Glossar: Zum Inhalt: Plot, Plot-Point und Plot-Twist) untermauert. Indem sich der Blick auf Frau Berger und Lehrer Zickzack und deren Träume richtet, spielt der Film auch leise und nachdenkliche Töne an, und eröffnet innerhalb der Geschichte einen Dialog zwischen den Kindern und älteren Erwachsenen.

Mehr Action und Spannung

Charakteristisch für diesen zweiten Film ist die Mischung aus rasanten Szenen und ruhigeren, aber spannungsgeladenen Zum Inhalt: Montagesequenzen. So rennen die Figuren etwa mit einem Einkaufswagen oder Rollstuhl durch die Stadt, was durch eine schnelle Schnittfolge (Glossar: Zum Inhalt: Montage) und mit temporeicher Musik inszeniert wird. Andere Zum Inhalt: Sequenzen hingegen bedienen ein mit Franz ebenfalls älter gewordenes Publikum, das mit längeren Spannungsphasen oder auch mit der Vermischung von Realitätsebenen umgehen kann. Zwar ist die Geschichte erneut aus Franz' Perspektive erzählt, was besonders deutlich wird, wenn die Zum Inhalt: subjektive Kamera Gedanken und Erzählungen der Figur simuliert. In dieser visuellen Rekonstruktion des "Falls" vermischen sich allerdings mitunter Realität, Dazudichtung und pure Erfindung. Mehrere Nachtszenen sind auffällig "unheimlich" inszeniert, an einigen Stellen will der Film ganz bewusst gruseln, wenn beispielsweise in der Lagerhalle eine Ratte (die nichts mit der Handlung zu tun hat) auftaucht. Am Ende lösen Franz und seine Freunde zwar keinen Kriminalfall, aber sie decken ein ganz anderes Geheimnis auf.

Filmisches Spiel mit Krimi-Elementen

Erwachsene haben nämlich auch Geheimnisse, das wird gleich zu Beginn deutlich, wenn Lehrer Zickzack seiner Klasse nicht erzählen will, was er für die Sommerferien vorhat. Franz, Eberhard und Gabi entdecken jedoch schnell, dass Zickzack unter einer Decke mit Frau Berger steckt. Dass die beiden Erwachsenen keinen Großraub planen, sondern ein Theaterstück proben (und sich damit einen Traum erfüllen), wird den erwachsenen Zuschauenden recht schnell klar. Das junge Publikum darf durch die mehrdeutige Inszenierung allerdings länger im Dunkeln tappen. Dabei wird auf allen Ebenen des Films das Zum Inhalt: Genre des Detektiv- und Agentenfilms parodiert: Sowohl in Zum Inhalt: Kostüm und Zum Inhalt: Mise-en-Scène als auch mit Hilfe der Kameraführung und der Zum Inhalt: Filmmusik wird auf die klassischen Krimi-Mechanismen angespielt, wie man es zuvor schon in Kinderdetektivfilmen wie "Fünf Freunde" (Mike Marzuk, DE 2011) und (Robert Thalheim, DE 2019) gesehen hat. Allerdings sind in "Neue Geschichten von Franz" die Hauptfiguren keine Meisterdetektiv/-innen, sondern Kinder mit einer lebendigen Fantasie.

Auch diesmal spielt das Thema Freundschaft eine große Rolle. Nicht zuletzt, weil Franz mithilfe der "Ermittlungen" den Konflikt zwischen Gabi und Eberhard auflösen will, verstrickt er sich immer mehr in Übertreibungen, Umdeutungen und auch Schwindeleien. Natürlich kommt die Wahrheit ans Licht, und Franz muss einsehen, dass – wie seine Mutter ihm prophezeit hat – "ehrlich sein immer die beste Lösung" ist. Und so steht er schließlich für seine Fehler gerade und tut alles dafür, den entstandenen Schaden wieder gut zu machen.

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