In naher Zukunft entwickelt der norwegische Wissenschaftler Asbjørnsen eine Methode, mit der man Menschen auf eine Körpergröße von wenigen Zentimetern schrumpfen kann. Das sogenannte "Downsizing" soll die Ressourcen der Erde schonen und den ökologischen Fußabdruck der Zivilisation minimieren. Zudem verheißt die Verkleinerung ein Leben in Wohlstand, da ein Durchschnittsvermögen in den eigens errichteten Ministädten einen vielfach höheren Wert besitzt. Der Ergotherapeut Paul Safranek und seine Frau Audrey entscheiden sich für die irreversible Prozedur. Doch im letzten Moment springt Audrey ab und Paul muss allein in die Luxussiedlung Leisureland ziehen. Dort trifft er den zackigen Geschäftemacher Dusan und die zwangsverkleinerte vietnamesische Oppositionelle und Putzfrau Hong Chau – und erkennt, dass das Miniaturdasein von derselben sozialen Ungerechtigkeit geprägt ist wie das Leben in der gewohnten Welt.
Die interessante Prämisse der Sozialsatire wirft ökologische und gesellschaftliche Fragestellungen mit starkem Gegenwartsbezug auf. Insbesondere die gelungene
Exposition in die Welt des Films nutzt Regisseur Alexander Payne, um satirisch auf die Mängel und Nebenwirkungen westlicher "Wohlstandsgesellschaften" zu blicken. Die
Inszenierung zielt nicht auf
Effekte oder Komik in Bezug auf die verkleinerten Personen, sondern bleibt betont unspektakulär. Sobald Paul Leisureland betritt, verliert das
Drehbuch von Payne und Co-Autor Jim Taylor allerdings den Fokus. Die Handlung gerät ins Springen, was schließlich in eine recht angehängt wirkende Reise zu den Ursprüngen der Schrumpftechnik mündet. Auf dem Weg dahin kombiniert Payne verschiedene
Filmgenres wie
Science-Fiction, Komödie und Romanze, was den Plot immerhin abwechslungsreich hält.
Downsizing, Filmszene (© Paramount)
Die Utopie des Forschers Asbjørnsen, der die Menschheit durch eine kollektive Schrumpfung retten will, kann in Gesellschaftskunde oder Ethik diskutiert werden. Wie würde es sich beispielsweise ökologisch auswirken, wenn alle Menschen kleiner wären? Welche Fragen zum "Downsizing" lässt der Film offen – und was bewegt den Protagonisten Paul zur Verkleinerung? Im medienkundlichen Unterricht kann im Vergleich mit anderen "Verkleinerungsfilmen" die spezielle Stoßrichtung von
Downsizing herausgearbeitet werden. Paynes Film unterscheidet sich grundlegend von Komödien wie
Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (Joe Johnston, USA/Mexiko 1989) oder
Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft (Sven Unterwaldt, Deutschland/Österreich 2015). Wo die Vergleichsfilme komödiantisch auf
Tricktechnik setzen, nutzt Payne die Prämisse als Vehikel für eine geerdete Gesellschaftssatire. Das wird spätestens offenbar, wenn Paul im Slum von Leisureland feststellt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich auch in der vermeintlichen Utopie weiter fortbesteht.
Autor/in: Christian Horn, 16.01.2018
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