Seitdem sein Großvater, der Mondkönig, ihm sein linkes Auge geraubt hat, muss sich der junge Geschichtenerzähler Kubo vor der Dunkelheit in Acht nehmen. Denn der Mondkönig trachtet ihm auch nach dem anderen Auge. Als Kubo eines Tages versehentlich die Zeit vergisst, entgeht er dank eines mächtigen Zauberspruchs seiner Mutter knapp einem weiteren Angriff und kommt inmitten eines Schneesturms wieder zu sich. Er soll sich auf die Suche nach der magischen Rüstung seines verschollenen Vaters, eines großen Samurai-Kriegers, machen, so der Auftrag seiner Mutter. In einem sprechenden Affen mit
weißem Fell und einem Samurai, der in einem riesigen Insektenkörper steckt, findet Kubo auf seinem abenteuerlichen Weg, der ihn auch seiner Familiengeschichte näher bringt, bald treue Verbündete.
An der Oberfläche ist der
Animationsfilm ein prächtig bebildertes Abenteuer, das zum einen der japanischen Kultur und Mythologie Tribut zollt, diese zugleich aber auch überhöht und in eine fantastische Welt eingliedert. Relativ geradlinig folgt die Handlung den Prüfungen, die der Held Kubo zu bestehen hat. Tiefe gewinnt diese jedoch durch die berührende Hintergrundgeschichte des Protagonisten, die über die Bindung eines Jungen zu seinen Eltern, über Trauerarbeit und den Weg vom Kind ins Jugendalter erzählt. Wie die drei bisherigen Filme aus dem Laika-Studio
Coraline,
ParaNorman und
Die Boxtrolls zeichnet sich auch
Kubo – Der tapfere Samurai dabei durch eine oft recht düstere Grundstimmung und den Verzicht auf ein klassisches Happy End aus.
Während durch das Setting Wissen über die japanische Kultur vermittelt werden kann (wie etwa das Obon-Festival, bei dem versucht wird, mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen), bietet die Handlung gute Impulse für eine Nachbesprechung im Ethik- oder Religionsunterricht. So kann zum einen das Thema Familie vertieft werden und die Frage, wie die Beziehung von Kubo zu seinen Eltern dargestellt wird. Zum anderen rückt durch den augenraubenden Mondkönig auch eine philosophische Ebene über die Bedeutung des Sehens in den Mittelpunkt, will dieser sich doch durch Blindheit vor der Welt verschließen. Vor allem die Auflösung des Films, die die Notwendigkeit und die Möglichkeit des Vergebens zeigt, kann schließlich zu Diskussionen anregen. Im Fach Kunst lädt
Kubo – Der tapfere Samurai durch den fließenden Übergang zwischen traditionellem Stopptrick und
CGI-Effekten dazu ein, sich mit
Animationstechniken zu beschäftigen und diese auch in eigenen Projektarbeiten auszuprobieren.
Autor/in: Stefan Stiletto, 25.10.2016
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