Seit dem Tod ihrer Mutter lebt die 13-jährige Shana allein mit ihrem Vater in einem kanadischen Indianerdorf und flüchtet vor dessen Alkoholexzessen unter den Ahnenbaum. Sie schmückt ihn täglich mit Briefen an die Mutter und spielt auf deren Wolfskopfgeige, um mit der Toten in Kontakt zu treten. Doch Shana wartet vergeblich auf ein Zeichen. Vollkommen darauf konzentriert, bemerkt sie nicht, dass eine Wölfin regelmäßig ihrem Geigenspiel zuhört. Das Mädchen zieht sich immer mehr in seine eigene Welt zurück, gerät in Konflikte mit ihrer Umwelt und schwänzt schließlich die Schule. Erst als eine neue Lehrerin Shanas Vertrauen gewinnt, schöpft sie wieder Lebensmut und bewirbt sich in Vancouver an der Musikschule. Ausgerechnet vor der Aufnahmeprüfung verkauft ihr Vater ihr Instrument. Um es sich zurückzuholen, begibt sich Shana auf eine abenteuerliche Reise.
Shana- The Wolf Music basiert auf dem Kinderbuch "Shana, das Wolfsmädchen" von Federica de Cesco. Nino Jacusso erzählt die Geschichte in langen Einstellungen. In anmutigen Bildern fängt die Kamera die Pracht der Landschaft im kanadischen British Columbia ein: eine endlos lange Pazifikküste, weite Sumpflandschaften und gewaltige Bergketten. Die Originalschauplätze und Laiendarsteller/innen verleihen dem Film eine beeindruckende Authentizität. Die opulente Filmmusik unterstreicht zwar den rebellischen Charakter des Mädchens, traut dem Violinspiel aber nicht genügend zu. Viel selten zu entfaltet sich die Geige solistisch, allzu oft wird sie von einem unspezifischen Potpourri aus klassischen und folkloristischen Klängen aus dem Off überlagert.
Der Film weckt das Interesse, sich ausführlicher mit der hierzulande kaum bekannten Kultur des Scw’exmx-Stammes zu beschäftigen. Dabei verzichtet die Szenengestaltung auf klischeehafte Darstellungen der indigenen Lebensweise. Das in seiner Trauer alles und jeden provozierende Mädchen empfiehlt sich als starke Identifikationsfigur für ein jugendliches Publikum in einer vergleichbaren Lebenssituation. Am Beispiel von Shana wird vermittelt, dass Musik, Fantasie und die Liebe zu Tieren bei der Bewältigung eines großen Verlusts und einer schwierigen Lebenssituation sehr hilfreich sein können. Ebenso trägt die engagierte, verständnisvolle Lehrerin dazu bei, verbreitete Vorurteile gegenüber Lehrer/innen zu relativieren. Einige mystische Szenen regen zur Diskussion und Bewertung übersinnlicher Erfahrungen an.