Regisseur Niko von Glasow, selbst contergangeschädigt, erarbeitete mit behinderten und nichtbehinderten Schauspielern/innen und Schauspielinteressierten das Theaterstück
Alles wird gut. Das Bühnenstück handelt von einer Gruppe Behinderter, die bei einer großen Casting-Show vorsingen wollen und in einem abgelegenen Raum auf ihre Chance warten. Durch von Glasows Rollenvorgaben werden die Darsteller/innen des Theaterstückes mit ihren persönlichen Grenzen konfrontiert, denn sie müssen sich immer wieder mit ihrer realen Behinderung auseinandersetzen. In seinem Dokumentarfilm begleitet Niko von Glasow den Entstehungsprozess des Bühnenstückes vom Casting bis zur Aufführung und schildert die intensiven interaktiven Prozesse, Konflikte und Erfolge, die bei den Proben in der Zusammenarbeit von Regisseur und Darstellern/innen stattfinden.
Durch viele
Nah- und Großaufnahmen bringt Niko von Glasow seine Protagonisten/innen den Zuschauenden sehr nahe. Das Gefühl des Dabeiseins wird zudem durch den feinen Humor verstärkt, mit dessen Hilfe die Darsteller/innen einander begegnen und eigene Hemmungen und Ängste abbauen. Der Spannungsbogen des Films entsteht vor allem durch von Glasows Rollenzuweisungen sowie durch Improvisationen, in denen der Regisseur sein Team mit Methoden des Psychodramas an ihre Grenzen bringt. Immer wieder flammen dabei Konflikte zwischen Regie und Ensemble auf, die die Inszenierung einerseits weiterbringen, andererseits aber die Darsteller/innen enorm fordern.
Die humorvolle Umsetzung erlaubt es Schülerinnen und Schülern, mit den Protagonisten/innen gemeinsam zu lachen – auch über die Behinderungen. Gleichzeitig ermöglicht der Film ein Verständnis für die Mitwirkenden des Theaterstückes, denn Jugendliche kennen die benannten Träume und Sehnsüchte selbst genau. Es ist sinnvoll, Erwartungen und auch Vorurteile zum Film und über Behinderte vor der Sichtung gemeinsam zu klären. Nach dem Kinobesuch kann beispielsweise in Figurenanalysen erarbeitet werden, wer im Gedächtnis geblieben ist und warum. Zur Diskussion könnten unter anderem folgende Fragen stehen: Worüber regen sich die Darsteller/innen während der Proben auf? Wie gehen sie dabei miteinander und mit ihren Rollen um? Das Theaterstück selbst kommt in dem Film eher fragmentarisch vor. Es bietet sich an, den Inhalt des Stückes zu recherchieren und ihn mit der Dokumentation des Entstehungsprozesses zu vergleichen. Im Fach Musik kann überdies das Thema "Casting-Show" und im Fach Darstellendes Spiel die durch den Film dokumentierte "Theaterinszenierung" erörtert werden.
Autor/in: Rotraut Greune, 25.10.2012
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