Der Reporter Borat behauptet, im Auftrag der Regierung Kasachstans in die USA zu reisen, um den American Way of Life zu erkunden und mit den gewonnenen Erkenntnissen den Fortschritt Kasachstans voranzutreiben. Die Begegnung wird allerdings befremdlich – für beide Seiten. Frauenrechtsverbände sind schockiert von den sexistischen Fragen ihres Besuchers, ein Rodeobesuch und eine etwas überschwängliche Preisung des Kampfs der USA gegen den Terror enden beinahe in einem Lynchmord, ein freundliches jüdisches Ehepaar löst bei dem Reporter Angstzustände aus – und schließlich will ihn nicht einmal Pamela Anderson, Borats Traumfrau aus dem Fernsehen, heiraten.
Der sexistische, antisemitische und homophobe Reporter Borat ist eine Kunstfigur des britischen Komikers Sacha Baron Cohen ("Ali G.") und bereits aus mehreren kurzen Fernsehclips bekannt. Obgleich die Satire einem locker inszenierten Plot folgt, lebt der semidokumentarische Film von den improvisierten Begegnungen mit US-Amerikanern/innen, die Borat als "Bildungsreisenden" tatsächlich ernst nehmen und ihm ihre Lebensweise näher bringen wollen. Dieser jedoch stößt sie mit seinen scheinbar naiven und unbedarft geäußerten Vorurteilen und der geradezu anarchistischen Weltsicht, die jegliche Grundregeln menschlichen Zusammenlebens aushebelt, ziemlich vor den Kopf. Manchmal gelingt es ihm mit dieser gespielten Rückständigkeit, die oftmals hinter einer perfekten Fassade versteckten oder latenten Meinungen seiner Mitmenschen zu entlarven: Seine Gesprächspartner/innen gestehen ein, was sie von Homosexuellen, von Frauen oder vom Terrorismus wirklich halten. Viele Szenen allerdings zielen einzig auf den Tabubruch oder die moralische Entrüstung ab – und genau diese Szenen sind es, die Vorurteile eben nicht überhöhen, um sie als solche sichtbar zu machen, sondern sie durch Cohens überzogenes Auftreten als möglicherweise berechtigt darstellen und dadurch letztlich manifestieren. Wegen seiner Machart hat sich der Film neben überschwänglichem Lob für seinen (politisch unkorrekten) Humor auch viel Kritik und in Deutschland sogar Strafanzeigen unter anderem wegen Beleidigung sowie Aufruf zur Gewalt gegen Sinti und Roma eingehandelt.
Autor/in: Stefan Stiletto, 07.11.2006