Nestlé, der größte Lebensmittelkonzern der Welt, hat sich durch den Verkauf von Flaschenwasser ein boomendes Geschäftsfeld erschlossen. Während Nestlé-Wasser in westlichen Metropolen wie New York City dank geschickten Marketings zum hippen Gesundheitsgetränk avanciert, bedeutet es in Ländern wie Nigeria oder Pakistan oft die einzige Chance auf sauberes Trinkwasser – zu unerschwinglichen Preisen. Die bittere Ironie dabei: Das Wasser stammt aus lokalen Brunnen. Die filmische Argumentation spitzt sich auf die Frage zu, ob sauberes Wasser ein grundsätzliches Menschenrecht oder eine Handelsware ist. In diesem Zusammenhang kommen die zu Wort, deren Leben durch den Mangel an sauberem Wasser bedroht ist, sowie jene, die sich für Wasser als Grundrecht einsetzen und den Kampf gegen den mächtigen Konzern aufgenommen haben.
Enthüllungsjournalisten/innen gleich begeben sich die Filmschaffenden auf eine Recherchereise rund um den Globus. Zwischendurch kehren sie mit dem gesammelten Material an den heimischen Schreibtisch zurück, vergleichen und überlegen. Dabei ziehen sie auch Nachrichtenbeiträge, Ausschnitte aus Imagefilmen von Nestlé und Aufnahmen aus Pressekonferenzen hinzu, in denen Konzernchef Peter Brabeck seine Strategie verteidigt. Das Hinzuziehen des zusätzlichen Materials war notwendig, denn der Konzern hatte eine Stellungnahme zum Filminhalt strikt verweigert. Durch die reportagehafte Darstellung entsteht der Eindruck, unmittelbar an den Erkenntnisprozessen der Filmemacher teilzuhaben. Das Publikum folgt ihrer Argumentation auch emotional:
Bottled Water rüttelt auf und berührt. Verstärkt wird der suggestive, parteiergreifende Charakter des Films, indem das Geschehen aus dem Off kommentiert und stets aus der Ich-Perspektive der Dokumentaristen berichtet wird.
Die Frage, wem das Grundwasser gehört – dem Staat, den Landbesitzern, den Menschen, die dort leben oder einem Unternehmen, das den Boden erwirbt – ist weltweit unzureichend geklärt. Zwar ist 2010 nach einer Resolution der Vereinten Nationen der Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht anerkannt worden, allerdings ist dieses Recht nicht einklagbar. Bereits heute haben, laut UNO, 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die globale Wasserkrise, unter anderem ausgelöst durch den fortschreitenden Klimawandel, post- und neokoloniale Wirtschaftsstrukturen sowie innerregionale politische Konflikte, wird die Situation voraussichtlich weiter verschärfen. Im Politikunterricht, in Gemeinschaftskunde/Sozialkunde oder in Erdkunde/Geografie kann
Bottled Water Anlass sein, sich mit der Umwelt- und Menschenrechtsthematik sowie mit den gesellschaftspolitischen Dimensionen auseinanderzusetzen. Recherchiert werden kann außerdem, aufgrund welcher marktwirtschaftlichen Entscheidungen Nestlé zu dieser wirtschaftlichen Vormachtstellung gekommen ist. Anhand der Geschäftsmethoden des Konzerns können Grundkonflikte unserer globalisierten Welt thematisiert werden, was zudem Gegenstand des Philosophie-, Ethik-, oder Religionsunterricht sein kann. Auch ließe sich diskutieren, inwiefern es sich um eine objektive Darstellung handelt oder die Aufbereitung der Fakten stark von der Meinung der Filmemacher geprägt ist.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 12.08.2013
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.