In diesem Jahr feiert die Kinderfilmsektion der Internationalen Filmfestspiele Berlin ihr 30-jähriges Jubiläum. Das seit Oktober 2002 von Thomas Hailer geleitete und von ihm 2004 um die zukunftsweisende Reihe
14plus erweiterte Kinderfilmfest firmiert seit 2007 unter der neuen Bezeichnung
Generation. Diese Sektion steht Hailer zufolge zugleich "für ein erweitertes Verständnis von Filmen für Kinder und Jugendlichen".
Generation beinhaltet daher nicht nur ein breites Spektrum an Genres, Stilrichtungen und Themen – kontinuierlich werden auch immer wieder Filme ins Programm genommen, die sich auf den ersten Blick nicht eindeutig kategorisieren lassen. Gerade solche Filme sind jedoch geeignet, die öffentliche Diskussion über den Stand, die weitere Entwicklung und Förderung des Kinder- und Jugendfilms voranzutreiben. Im Jahr 2006 wurde dieser Öffnung zugleich mit dem neu hinzugekommenen Bereich
Cross Section Rechnung getragen, in dem Filme aus anderen Sektionen des Festivals wiederholt werden, die für das junge Zielpublikum ebenfalls von besonderem Interesse sein können. Einer dieser Filme aus dem Hauptwettbewerb,
Grbavica von Jasmila Žbanić, konnte 2006 sogar den Goldenen Bären mit nach Hause nehmen.
Trotz dieser vielfältigen Bemühungen, dem Kinder- und Jugendfilm eine möglichst große Breitenwirkung zu verschaffen und ihn der filmpädagogischen Arbeit zugute kommen zu lassen – siehe hierzu auch den Bericht über das Schulfilmprojekt der Berlinale-Sektion in dieser Ausgabe – ist es noch lange nicht selbstverständlich, dass die in
Generation präsentierten und prämierten internationalen Filme später auch ihren Weg in die deutschen Kinos oder in die Schulen finden.
Zum Jubiläum stellt kinofenster.de diese Sektion ausführlich vor und verweist zugleich auf die gegenwärtige Situation des deutschen und internationalen Kinder- und Jugendfilms sowie den oftmals beschwerlichen Weg, den die ausgewählten Wettbewerbsfilme zurücklegen müssen, um in Deutschland ihr Zielpublikum auch jenseits des impulsgebenden großen Festivals zu erreichen.
Neben den beiden Überblicksartikeln zu den Filmen des Wettbewerbs 2007 stehen zwei Filme im Mittelpunkt der Themenausgabe, die 2005 beziehungsweise 2006 in dieser Berlinale-Sektion im Wettbewerb liefen und nun auch in die Kinos gelangen:
Die Farbe der Milch von Torun Lian – ein
Kplus-Beitrag aus dem Jahr 2005 – ist eine äußerst sensibel, leichthändig und humorvoll inszenierte Pubertätsgeschichte um ein forsches zwölfjähriges Mädchen aus Norwegen, das sich zum ersten Mal in einen Jungen verliebt, zugleich aber verunsichert ist, wie sie mit diesen neuen Gefühlen umgehen soll. Die romantische Komödie wurde mit großem Erfolg auf zahlreichen Kinder- und Jugendfilmfestivals gezeigt und kommt nun zwei Jahre nachdem sie auf Berlinale lief, endlich auch in unsere Kinos.
Nur halb so lang musste die holländische Multikulti-Komödie
Schnitzelparadies von Martin Koolhoven – ein
14plus-Beitrag von 2006 – auf diese Chance warten. Im Mittelpunkt steht ein Klassenprimus, der nach dem Willen seiner aus Marokko eingewanderten Eltern Medizin studieren soll, lieber aber seine Zukunft selbst in die Hand nehmen möchte. Auf der Suche nach seinem Platz im Leben jobbt er zunächst als Tellerwäscher in einem Restaurant, das auch illegale Arbeitskräfte aus dem Ausland beschäftigt. Ein intellektueller Araber am Spülbecken hat es freilich auch in Holland nicht leicht und als sich der junge Mann auch noch in die Nichte der Restaurantbesitzerin verliebt, sind turbulente Verwicklungen vorprogrammiert. Auch wenn der mitunter schwarze Humor dieser romantisch angehauchten Komödie nicht jedermanns Sache ist, greift er doch unverkennbar wichtige Fragen etwa nach Anpassung und Durchsetzungsvermögen oder nach der notwendigen Abgrenzung vom Elternhaus auf, die in allen Kulturen Relevanz besitzen.