Polen 1941, während der deutschen Besatzung: Die jüdischen Brüdern Tuvia, Zus und Asael Bielski entkommen einem Überfall der deutschen Wehrmacht auf ihr polnisches Dorf (im heutigen Weißrussland). In den Wäldern gründen sie mit weiteren Flüchtlingen eine Widerstandsgruppe, die Sabotage- und Racheakte gegen Nationalsozialisten und Kollaborateure ausführt. Unter der Leitung von Tuvia Bielski bereiten sich die Partisanen auf den harten Winter vor. Doch zwischen den Brüdern Tuvia und Zus kommt es zum Zerwürfnis: Während Tuvia in erster Linie das Überleben der mittlerweile auf mehrere hundert Menschen angestiegenen Gruppe sichern will, bedeutet Widerstand für Zus, möglichst viele Besatzer zu töten.
Basierend auf dem Buch der Soziologie-Professorin Dr. Nechama Tac
Defiance: The Bielski Partisans (1993) schildert der Film ein Kapitel des wenig bekannten aktiven jüdischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg. Edward Zwicks Drama ist eine kontrastreiche Mischung aus authentischer Darstellung tatsächlicher Ereignisse und poetischer Überhöhung, die neben der historischen Relevanz auch ästhetisch interessante Möglichkeiten der Bildanalyse bietet.
Das
Kammerspiel in den polnischen Wäldern setzt über weite Strecken auf schlichte Kameraarbeit und ein authentisches Setting, die das Elend der Schutzsuchenden glaubhaft vermitteln. Konterkariert wird dieser Realismus durch betont kunsthafte Einstellungen: In mehreren fast surreal anmutenden Szenen wird Tuvia auf einem weißen Pferd durch eine
Kamera-Untersicht zur heroischen Retterfigur stilisiert – am Ende jedoch erschießt er das Tier, damit die hungernde Gemeinschaft etwas zu essen hat. Mit Anklängen an alttestamentarische Mythologie – beispielsweise erinnert die Rettung der jüdischen Flüchtlinge an den Exodus – entwickelt der Film fruchtbare Möglichkeiten, die Geschichte des Judentums zu diskutieren. Die Zuspitzung der Handlung auf moralische Fragen bietet zudem gute Diskussionsansätze, um sich in lebensweltlich orientierten Fächern mit universellen ethischen Themen auseinanderzusetzen: Wie kann man auch im größten Elend Menschlichkeit bewahren? Ist es zu rechtfertigen, ein Menschenleben zu opfern, um viele zu retten? Rechtfertigt der Widerstand auch das Töten?
Autor/in: Ula Brunner, 20.04.2009
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