Nach einer wahren Begebenheit erzählt der Regisseur Xavier Beauvois von acht französischen Mönchen, die in einem abgeschiedenen Kloster im algerischen Atlasgebirge leben. Sie bieten medizinische Versorgung und bewirtschaften gemeinsam mit der muslimischen Dorfbevölkerung das Land. Als islamistische Extremisten 1996 im Zuge des algerischen Bürgerkrieges "Ungläubige" in der Region ermorden, bedeutet das auch Gefahr für die christliche Ordensgemeinschaft. Doch statt zu fliehen, stellen sich die Mönche der Bedrohung, ihren Ängsten und Zweifeln.
Um die Krise einer Gemeinschaft darzustellen, deren pazifistische Ideale durch reale Ereignisse erschüttert werden, setzt der Film auf ein langsames Erzähltempo und die Wiederholung alltäglicher Gesten. Die Handlungen entsprechen typischen Klosterabläufen: Arbeit, Gebet, Gesang, Geselligkeit und Rückzug. Eine ruhige Kamera beobachtet diese Rituale, deren Bedeutung mit zunehmender Gefahr steigt, mit
Halbtotalen und
Totalen. Emotionale und religiöse Verunsicherung legen
Großaufnahmen offen, in denen Gesichtsregungen bildfüllende Ereignisse werden. Zusammen mit der natürlichen
Beleuchtung und der akzentuierten
Filmusik erzeugt der Film auf zurückhaltende Weise eindrucksvolle Spannungsmomente, die die aktuelle Gemüts- und Bedrohungslage spiegeln.
Obwohl der zeithistorische Kontext bereits Themen für den Geschichts- und Politikunterricht nahelegt – das postkoloniale Algerien sowie islamistischer Terrorismus – eignet sich
Von Menschen und Göttern insbesondere für die Erörterung religiöser und ethischer Fragestellungen. Das Zusammenleben der Religionen und die Gefährdung der persönlichen Freiheit durch terroristische Bedrohungen sind zeitlose Diskussionspunkte, die angesichts aktueller Terrorwarnungen eine erhöhte Relevanz besitzen. Für ein besseres Verständnis sowie zur Unterstützung der kritischen Analyse empfiehlt es sich zudem, die Ursachen für die Anwesenheit französischer Mönche in Algerien zu hinterfragen – ein Aspekt, der in diesem vorwiegend introspektiven Film ausgespart wird.
Autor/in: Marguerite Seidel, 08.12.2010
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