Inhalt
Adam, ein katholischer Priester mittleren Alters, übernimmt eine Stelle in der polnischen Provinz, wo er gemeinsam mit dem Lehrer Michaeł ein Wohnheim für schwer erziehbare Jungen aufbaut. Dank seines Engagements und Charismas gewinnt er schnell Sympathien bei den Einwohnern. Insbesondere Ewa, die Frau seines Kollegen, sucht seine Nähe – und mehr. Adam weist sie zurück, wird allerdings mit seinen eigenen Sehnsüchten konfrontiert, als er Łukasz begegnet, einem jungen Mann, der im Dorf als Außenseiter gilt. Während er äußerlich Haltung bewahrt und seinen Pflichten nachkommt, zerreißt er innerlich immer mehr am Widerspruch zwischen Zölibat und seiner Zuneigung zu Łukasz. Als der Neuankömmling Adrian Gerüchte streut und kurz darauf ein Junge aus dem Wohnheim Selbstmord begeht, informiert ein Kollege Adams Kirchenvorgesetzte.
Umsetzung
Ohne zu urteilen erzählt der Film einfühlsam und in poetischen Bildern aus der Perspektive des Priesters vom Konflikt zwischen Glaube, den Regeln der katholischen Kirche und dem menschlichen Bedürfnis nach Liebe, Zuneigung und Nähe. Der Ort des Geschehens spielt hierbei eine tragende Rolle. Die dörfliche Enge exponiert Adam in seiner Vorbildfunktion und lässt ihn den gesellschaftlichen Druck, der sich durch die Ablehnung alles Andersartigen äußert, ständig spüren. Indem die Filmemacherin in keinem Moment Zweifel an der Religiosität des Priesters aufkommen lässt und seine Bedürfnisse als zutiefst menschlich und seine Homosexualität als normal darstellt, bricht sie ein gesellschaftliches Tabu und übt Kritik an den Wertevorstellungen der katholischen Kirche.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Da Łukasz die Zuneigung Adams erwidert und sich daraus eine Liebesgeschichte zwischen zwei erwachsenen Männern entwickelt, sollte zunächst der Unterschied zum Thema sexueller Missbrauch herausgearbeitet werden, das in den letzten Jahren häufig im Zusammenhang mit der katholischen Kirche und dem Priesteramt in den Medien genannt wurde. Als weitere Themen bieten sich das Verhältnis von individuellem Glauben und dem formalen Regelwerk der Institution Kirche wie auch die Frage nach der Reformbedürftigkeit der katholischen Kirche an. Nicht zuletzt können sämtliche Formen der Ausgrenzung von Minderheiten, auf die der Film anspielt, herausgearbeitet und diskutiert werden, wie z.B. Antisemitismus oder Diskriminierung von Menschen mit Behinderung.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Anja Göbel, 02.05.2014, Vision Kino 2014.