In einem alten Fußballstadion in der Erdölstadt Kirkuk im kurdisch dominierten Nordirak haben 300 Familien Zuflucht gefunden, die nach dem Sturz Saddam Husseins heimgekehrt sind, aber ihre zerstören Häuser nicht mehr bewohnen können. In einer Notunterkunft lebt Asu mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Diyar, der durch eine Mine ein Bein verloren hat. Mit seinem Freund Sako organisiert der optimistische Asu ein Fußballturnier zwischen arabischen und kurdischen Jugendlichen. Damit hofft er auch, die schöne Hilin zu beeindrucken.
Wie weit der Vielvölkerstaat Irak noch vom Normalzustand eines friedlichen Landes entfernt ist, zeigt der zweite lange Spielfilm von Shawkat Amin Korki, der 1973 im irakischen Kurdengebiet geboren wurde und von 1975 bis 1999 im iranischen Exil lebte. Dass er sein filmisches Plädoyer für Völkerverständigung mit Hilfe des Sports überhaupt fertig stellen konnte, grenzt an ein Wunder, da die die Dreharbeiten durch terroristische Drohungen behindert wurden. Nicht zuletzt durch die nüchterne Milieubeschreibung erinnert die semidokumentarisch wirkende Inszenierung an den italienischen Neorealismus. Eine ausgebleichte
Farbgebung, die an Schwarzweiß-Fotografie grenzt, eine agile
Handkamera und häufige
Totalen sorgen für eine authentische Atmosphäre, die von surreal-humoristischen Episoden und satirischen Seitenhieben auf korrupte Behörden aufgelockert wird.
Im Fach Geschichte liefert der Film Anstöße für eine Analyse typischer Konflikte in Vielvölkerstaaten, beispielsweise im ehemaligen Jugoslawien. Hubschrauber, US-Patrouillen und Explosionen am Horizont erinnern im Film daran, dass Terrorismus und ethnische Konflikte auch lange nach dem Ende des Irakkrieges den Alltag bestimmen. Die Faszination des Sports im Allgemeinen und des Fußballs im Besonderen könnte im Fach Sozialkunde genutzt werden, um zu erörtern, inwieweit der Sport dazu dienen kann, ethnischen Spannungen zu nivellieren. Im Kunstunterricht bietet sich ein Vergleich mit den Gestaltungsmitteln des italienischen Neorealismus an, dessen Ästhetik der Regisseur trotz bescheidener Mittel fortschreibt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 09.02.2011
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