Lena fühlt sich von allen allein gelassen. Ihre beste Freundin Nicole hat sich eine andere, coolere beste Freundin gesucht. Ihre alleinerziehende Mutter hat kaum Zeit für die unsichere 16-Jährige. Als ein Lehrer in der Schule das Skizzenbuch ihres Klassenkameraden Tim konfisziert, holt Lena es in einem unbeobachteten Moment zurück. Tims ausdrucksvolle Zeichnungen von skelett- und zombieartigen Kreaturen berühren Lena und die beiden kommen sich zaghaft näher. Auch in der Internetbekanntschaft Noah scheint sie endlich jemanden zu finden, mit dem sie reden kann. Dann treibt eine Liebesaffäre der Eltern einen Keil zwischen Lenas und Nicoles Familien. Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Stella pfuscht Nicole in Lenas Leben herum, on- und offline. Sie treibt ihr Spiel solange auf die Spitze, bis Lena unter mysteriösen Umständen verschwindet. Nur Tim weiß, was jetzt zu tun ist.
Ein Minibus rast durch das Fenster eines Esszimmers. Am Tisch sitzt eine Familie.
LenaLove beginnt rasant mit einem Schreckmoment. Die Szene wird erst am Ende des Films aufgelöst. Die Vorausblende ist eines von vielen Mitteln, die zur Herstellung von Spannung in diesem Anti-Mobbing-Thriller dienen. Schnelle
Schnitte, unerwartete Wendungen und Perspektivwechsel erzeugen
Suspense und Tempo, getragen durch atmosphärische elektronische
Musik und Soundeffekte. Die düstere Stimmung wird durch viele Nachtszenen und
Schauplätze in einer tristen Vorstadt akzentuiert. In diesem Milieu emotionaler Versteinerung stellen
Close-Ups Nähe zu den Protagonisten/innen her, deren Gefühle auch in eingeblendeten Chats, Selfies und Videos zum Ausdruck kommen. Parallel zu Lenas zunehmender Verzweiflung setzt der Film
Horrorfilm-Elemente ein, die in einer gruseligen Verfolgungsjagd durch zombieartige Wesen gipfeln.
Eingebettet in das populäre
Genre des
Thrillers führt der Regisseur Florian Gaag ebenso spannend wie aufwühlend Ursachen und Auswirkungen von Mobbing unter Jugendlichen vor. Besonders die Rolle von sozialen Medien wird kritisch beleuchtet und regt zur Auseinandersetzung mit Cybermobbing und Mobbing-Prävention an. Ergänzend bietet es sich in sozialwissenschaftlichen Fächern an, die gestörte Kommunikation zwischen den Protagonisten/innen zu untersuchen. Inwiefern birgt der Film eine Gesellschaftskritik in Bezug auf heute gängige Kommunikationsformen? In Deutsch, Kunst und Medienkunde können Genre und Ästhetik des Films analysiert werden. Ausgehend davon lassen sich die Wirkung von
LenaLove und die Inszenierung des Stoffes als Thriller diskutieren. Überlegungen zu Genres, in denen Lenas Geschichte alternativ hätte erzählt werden können, weiten den Blick für die Stärken und Schwächen des Films.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Marguerite Seidel, 01.02.2016, Vision Kino 2016.