Markus lebt in Zühlen, einem 200-Seelen-Dorf in Brandenburg. Er ist mit seiner Jugendfreundin Ella verheiratet. Auch nach vielen gemeinsamen Jahren lieben sich die beiden immer noch innig. Von Beruf ist Markus Schlosser und er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Nach einem Autounfall mit einer Toten und einem Schwerverletzten ist er als erster zur Stelle. Als er erfährt, dass der Unfall eigentlich ein Selbstmordversuch war, beginnt Markus sich darüber Gedanken zu machen, ob er mit seiner Hilfsaktion zu sehr in das Schicksal des Paares eingegriffen hat und ist tief verstört. Bei einem Ausflug der Feuerwehr lernt Markus die Kellnerin Rose kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihr. Intuitiv spürt Ella, wie sich ihr Mann innerlich von ihr entfernt, und fühlt sich zugleich noch stärker von ihm angezogen.
Die Regisseurin und Autorin Valeska Grisebach begann ihre Arbeit an dem Film mit Straßen-Interviews zum Thema "Sehnsucht" bei Menschen um die Dreißig. Weil in diesem Alter das Leben häufig bereits in geordneten Bahnen verläuft, stellte sie die Frage, was aus den Lebensträumen der Kindheit und Jugend geworden ist. Für die meisten, so stellte sie fest, sind Liebesgeschichten die Bühne für ihre inneren Bedürfnisse nach Wunscherfüllung und einem aufregenden Leben. Die Geschichte über die Gefühsverwirrung des eigentlich grundsoliden und verantwortungsbewussten Ehegatten Markus erzählt Grisebach gerade heraus und schnörkellos. Sein Ausbruch aus dem gewohnten Leben hat nichts mit einer vorgezogenen Midlife-Crisis zu tun. Durch den Autounfall scheint Markus die Endlichkeit und zugleich den Wert seines Lebens erkannt zu haben. Im Auskosten seiner zwei Liebesbeziehungen versucht er, etwas darüber herauszufinden. Hin- und hergerissen zwischen seiner Frau und seiner Geliebten, steuert Markus direkt auf eine persönliche Katastrophe zu. In Grisebachs ruhig und unspektakulär erzählter Geschichte präsentiert sich die klassische Tragödie im ungewohnten Gewand, ohne moralischen Fingerzeig, dafür mit philosophischer Tiefe. Fast schon beängstigend realistisch und glaubwürdig zeigt der Film, wie das Leben ganz plötzlich einen völlig unerwarteten Verlauf nehmen kann.
Autor/in: Stefanie Zobl, 19.10.2006